Spätsommerputz auf meinem Samsung Galaxy S2 (07 Sep 2015)

Unweigerlich lief mein gutes altes Samsung Galaxy SII GT-I9100 voll. Es war nicht mehr zu ignorieren: Neue Apps liessen sich wegen Platzmangels unter /data nicht mehr installieren, App-Updates schlugen aus dem gleichen Grund fehl, und bereits installierte Applikationen wurden zickig. Zum Beispiel zeigt die Kamera-App nach dem Start gelegentlich keine Buttons mehr an, so dass mit ihr nicht viel anzufangen war. Ob auch das mit dem Speichermangel zu tun hat? Keine Ahnung - aber es war einfach Zeit, mal wieder aufzuräumen. Eine Randbedingung machte die Aufgabe schwierig: Ich wollte mein Telefon dazu nicht ohne Not "rooten"...

Bevor ich mir Rootzugang verschaffe, wollte ich zuerst ein paar (vermeintlich?) einfachere Ansätze durchprobieren.

Methode 1: SD Maid

SD Maid hatte ich vor einer Weile schon installiert und gekauft - ich kann die Applikation auch weiterempfehlen, denn sie findet immer wieder mal beseitigenswerte Reste oder aber hilft bei der Analyse. Im vorliegenden Fall zeigte sie an, dass von den knapp 2 GB Platz unter /data nur noch wenige Prozent frei waren. Ich hatte mir vorher angelesen, dass Android-Applikationen sich normalerweise hier installieren. Man kann Applikationen zwar auch auf die SD-Karte schieben, aber - so warnten die einschlägigen Artikel - dennoch könnte es sein, dass die verschobenen Applikationen Teile ihrer Daten weiter unter /data ablegten.

Ebenfalls erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das kleine, aber feine Diskusage, das schnell einen grafischen Überblick der Speichersituation verschafft.

Methode 2: adb shell

Vor zwei Jahren hatte ich mir Android-Entwicklergrundwissen angelesen und dabei auch das Android SDK installiert, zu dem auch adb gehört. Nach Aktivieren des "USB debugging" in den Developer Options meines Telefons entspann sich folgender, eher unbefriedigender Dialog mit meinem Telefon:

clausb:platform-tools clausb$ ./adb shell 
shell@android:/ $ ls /data
opendir failed, Permission denied

"Think, McFly, think!" Eigentlich klar. Ohne Rootrechte auf dem Telefon geht halt auch mittels adb nicht viel. Hmpf.

(Guter Grundlagenartikel zum Thema: http://techblogon.com/android-file-system-structure-architecture-layout-details/)

Screenshot_2015-09-08-00-04-32.png
Methode 3: SysDump

Auf dem Samsung-Telefon kann man durch Eingabe von *#9900# auf der Telefontastatur ein verstecktes Programm namens SysDump starten. Offenbar dient dieses Tool der Analyse von Kernelproblemen. Es bietet aber auch eine Option namens "Delete dumpstate/logcat", die alte Dumps und Logfiles entfernt.

Wie der Artikel unter http://www.guyrutenberg.com/2013/11/01/galaxy-s2-clearing-logs-on-an-unrooted-phone/ und die Diskussion unter http://androidforums.com/threads/low-on-space-system-data-huge.278837/ zeigen, hat diese Option schon so manchem geholfen - und so war es auch bei mir. Nach "Delete dumpstate/logcat" waren wieder deutlich mehr als 30% des Systembereichs unter /data frei!

Bei der Recherche kam mir auch Root Cleaner unter. Das ist eine Applikation, die sich eigens auf das Aufräumen von Systemdaten spezialisiert und vermutlich deutlich über das Löschen von Dumpfiles hinausgeht. Guter Ansatz - aber auch diese App braucht Root-Rechte.

Methode 4: Applikationen deinstallieren

Nicht originell, aber der Vollständigkeit halber muss es erwähnt werden: Natürlich fanden sich auch auf meinem Telefon Apps, die ich so gut wie nie nutze, so dass sie verzichtbar waren.

Methode 5: Applikationen abspecken

Praktisch alle Apps legen lokal Cachedaten an und verbrauchen damit eventuell Platz in /data. Der Applikationsmanager von Android bietet für jede Applikation Optionen zum Löschen lokaler App-Daten an. Besonders ausgeprägt ist der App-Cache natürlich bei Webbrowsern wie Firefox. Hier verstecken sich die Optionen zum Löschen des Caches in den privacy options.

sdmaidoverview.png
Fazit: Ein ganzer Abend war verdaddelt mit Hausmeistertätigkeiten, aber am Ende hatte /data wieder fast 40% freien Speicher. Mit der Folge, dass etliche automatische App-Updates losrappelten, die schon lange sehnsüchtig darauf gewartet hatten, dass sich ihnen der entsprechende Platz böte - und diesmal erfolgreich waren.



Wie plump ist das denn? (20 Sep 2013)

Seit vielen Monaten - recht genau seit Beginn von Umbauarbeiten zur Vorbereitung von Stuttgart 21 - klemmt und hakt es im gesamten S-Bahn-Netz in Stuttgart. Waren früher Zugausfälle die extreme Ausnahme, vergeht derzeit keine Woche, ohne daß Pendler stundenlang unterwegs sind, bis sie an ihrer Arbeitsstelle oder wieder zuhause angekommen sind. Die Website S-Bahn-Chaos in Stuttgart dokumentiert diese Fälle und und erklärt Hintergründe.

Morgen, am 21. September, tut der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), Träger des S-Bahnverkehrs in der Region, nun endlich etwas dagegen. Wie? Na, das liegt doch auf der Hand: Indem er Werbung für die BILD und damit indirekt für die schwarz-gelbe Regierung macht.

Ausgerechnet am Samstag vor der Wahl gilt nämlich die aktuelle Ausgabe der BILD Stuttgart als VVS-Ticket.

Nun ist es eine Sache, sich mit der BILD für PR-Zwecke gemein zu machen. Wenn man wie der VVS erst einmal seine Kundschaft durch miserabelsten Service so richtig vergrätzt hat, kommt man offenbar auf verzweifelte Ideen.

Das aber auch noch am Wahlwochenende zu tun, das hat mehr als nur ein Geschmäckle. Die BILD wird am Samstag vor der Wahl alles daran setzen, Leser im Sinne der Blattdoktrin zu beeinflussen. Nicht von ungefähr sollen am gleichen Samstag auch noch 41 Millionen Exemplare einer BILD-Sonderausgabe verteilt werden - die Nachdenkseiten berichten. Wer verfolgt hat, wie intim der BILD-Chefredakteur insbesondere mit "Spitzenkräften" der FDP umgeht und wie auch sonst die Berichterstattung dieses Blattes ausfällt, kann sich die Richtung dieser Beeinflussung leicht ausrechnen.

Und ausgerechnet am Samstag vor der Wahl verhilft der VVS der BILD zu einer hohen Auflage und hilft ihr damit, die politische Agenda des Springer-Konzerns zu befördern. Als VVS-Kunde, der für seine Jahreskarte gutes Geld hingelegt hat, bleibt mir da die Spucke weg. Ich erwarte vom VVS, daß er alle seine Kräfte bündelt und dafür sorgt, daß die S-Bahnen endlich wieder pünktlich fahren. Darin möchte ich das Geld für meine Jahreskarte investiert sehen - und auf gar keinen Fall in BILD-Auflage und Wahlmanipulation.


UML in der Praxis (17 Sep 2013)

Seit einigen Jahren schon nennen sie mich einen Softwarearchitekten. Kaum stand die Bezeichnung auf der Visitenkarte, ging das los mit dem schlechten Gewissen.

So ein Architekt sollte doch den ganzen Tag blitzgescheite Architekturdokumente schreiben, denkt man. Er sollte mit Mustern nur so um sich werfen, bis die Codegeneratoren zu glühen beginnen und den Kollegen der Kopf kreiselt. Und er sollte alle Bürowände und alle U-Bahn-Unterführungen auf dem Weg zur Arbeit mit UML-Diagrammen zukleistern, bis Greenpeace Kästchen und Pfeile zu bedrohten Arten erklärt.

Nichts davon habe ich getan - und habe mich manches Mal im Stillen deswegen einen Hochstapler geziehen.

Nun stosse ich gestern, bei der Recherche in Sachen "Agilität versus Architekt", auf einige Stimmen, die finden, daß Architekten klassischer Art in Scrum-Teams ohnehin kaum noch gebraucht werden.

Und heute folgt auf dem Fuß eine Studie ("UML in Practice"), die nahelegt, daß UML in der Praxis doch eher spärlich angewendet wird - und wenn, dann fast nur für Klassen-, Sequenz- und Aktivitätsdiagramme.

Nun, ich nehme mir dennoch vor, zumindest diese Diagrammtypen immer einmal wieder zur Illustration zu verwenden. Denn mindestens ab und an finde ich UML natürlich überaus nützlich - für die interne Kommunikation, oder auch um Chefetage und Kundschaft zu beeindrucken.

Bei dieser Gelegenheit entdeckt: PlantUML. Das könnte helfen, UML-Diagramme ordentlich zu versionieren, also gemeinsam mit dem Quellcode zu pflegen.


Immer schön beweglich bleiben (16 Sep 2013)

Gerade komme ich von einem Vortrag zurück, den JUGS und andrena gemeinsam organisiert haben: "Agilität und Softwarearchitektur - Freunde oder Feinde".

Im allgemeinen meide ich Diskussionen über agile Softwareentwicklung - zu oft verliert man sich dabei in Allgemeinplätzen oder tauscht längst bekannte Standpunkte zum zweiundvierzigsten Male aus. Bei diesem Vortrag habe ich eine Ausnahme gemacht, weil ich mir Hilfe erhoffte, um meine Position als Softwarearchitekt in einem neuen Scrum-Team zu bestimmen.

Braucht ein Scrum-Team überhaupt einen ausgewiesenen Architekten? Wenn ja, von welchen schlechten Angewohnheiten sollte er ablassen? Welche Aufgaben sollte der Architekt im Team übernehmen? Und wie entsteht dieses wolkige Etwas namens Architektur, wenn man immer nur die nächsten ein oder zwei Monate detailliert plant?

Der Vortrag von Johannes Stammel lieferte dazu Hinweise. Leider driftete die folgende Diskussion wie befürchtet ab - zum Beispiel ging es um die Frage, wie man einem Kunden ein agiles Projekt "verkauft". Das ist in der Tat ein veritables Problem, hat aber mit der Architektenrolle eher wenig zu tun.

Aber der Vortrag inspirierte mich auch, weitere Quellen zu bemühen:

Erst jüngst hatte ich außerdem den Artikel Der agile Architekt von Nils Arndt gelesen, dessen Schlussfolgerungen für die Architektenrolle mir durchaus sympathisch waren:

  • So wie es in einem Scrum-Team einen Spezialisten fürs UI geben kann, so darf es auch jemanden geben, der sich mit Vorliebe oder besonderer Begabung mit Architekturthemen beschäftigt.
  • Der Architekt trägt durch Schulungen, Entwurfsbesprechungen, aktive Mitarbeit und Dokumentation Architekturwissen ins Team. Denn: "Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams." (Womit dann auch das Team für die Architektur verantwortlich ist und nicht nur der Architekt.)
  • Die Architektur wird von Sprint zu Sprint gemeinsam weiterentwickelt. Entscheidungen werden im "letzten Moment" gefällt - also dann, wenn man die Anforderungen gut kennt und man sich etwas vergeben würde, wenn man keine Entscheidung fällt.
  • Abstraktionswut hat in agilen Projekten keinen Platz.
  • Der Architekt faßt selbst in der Entwicklung mit an.
  • Architekturdokumentation gibt es weiterhin, fällt aber schmaler aus als bei anderen Ansätzen. (Nils Arndt schlägt arc42 als Schablone für die Architekturdokumentation vor, was ich aber noch mit Skepsis sehe.)
  • Der Architekt ist Kommunikator - er vermittelt zwischen Entwicklern, product owner, Management.
  • Bei divergierenden Auffassungen im Team ist es Aufgabe des Architekten, eine Entscheidung herbeizuführen.

Mal sehen, was mein Team dazu sagen wird...

PS: Ein Kollege verwies mich als Kommentar gleich auf Martin Fowlers Who Needs An Architect?.


Seufz: UMTS-Stick von Huawei versus Macbook (12 Sep 2013)

Irgendwann wurde das Tethering über mein altes Telefon nervig, und so legte ich mir endlich einen UMTS-Stick zu, damit mein Macbook Pro auch unterwegs mit dieser Modeerscheinung namens "Internet" Kontakt aufnehmen kann. Dummerweise macht der Stick Zicken.

Erworben habe ich den UMTS-Stick via Pro7 (jaja, ich weiß...), technisch handelt es sich dabei um ein Huawei E173s-1, der sich seine Daten aus dem Vodafone-Netz holt.

Witzigerweise tat der Stick am Macbook beim ersten Test ganz wie gewünscht: Einstecken, mitgelieferte Software starten, PIN eingeben, mit Netz verbinden. Ein paar Tage später aber war Schicht im USB-Schacht: Offenbar wird der Stick am USB-Port nicht mehr erkannt. Erkennbar ist das daran, daß die zugehörige Software ihre Hardware nicht findet:

umtsstick_unavailable.png

Ach ja, auf dem Macbook Pro läuft OS X 10.8 (Mountain Lion). Diskussionen zufolge, die ich an diversen Stellen gefunden habe, scheine ich mit dem Symptom nicht alleine zu sein, aber eine befriedigende Erklärung oder Lösung habe ich bisher nicht finden können - aber immerhin einen (recht ungelenken) Notbehelf.

Was ich bisher versucht habe:

Auf dem Netbook liefert sudo lsusb -v übrigens die folgenden Angaben zur Hardware:

Bus 001 Device 008: ID 12d1:14c9 Huawei Technologies Co., Ltd. K3770 3G Modem
Device Descriptor:
  bLength                18
  bDescriptorType         1
  bcdUSB               2.00
  bDeviceClass            0 (Defined at Interface level)
  bDeviceSubClass         0 
  bDeviceProtocol         0 
  bMaxPacketSize0        64
  idVendor           0x12d1 Huawei Technologies Co., Ltd.
  idProduct          0x14c9 K3770 3G Modem
  bcdDevice            1.02
  iManufacturer           3 HUAWEI
  iProduct                2 Vodafone Mobile Broadband (Huawei)
Was schließlich weitergeholfen hat: Über einen USB2-Hub angeschlossen, funktioniert der UMTS-Stick auch am Macbook wieder! Diesen Rat findet man auch an diversen Stellen im Netz, wo aber auch andere Lösungsansätze verhandelt werden, die ich noch nicht alle durchprobiert habe. Eine Auswahl von Fundstellen:

Nach wie vor verstehe ich überhaupt nicht, warum der Stick anfangs gut funktionierte und erst nach ein paar Tagen die Probleme auftraten, die ja offenbar mit dem Betrieb an einem USB3-Port zusammenhängen. Übrigens, diese Diskussion läßt vermuten, daß das Problem nicht nur unter OS X auftritt, sondern auch unter Ubuntu auf einem Rechner mit USB3-Ports.

PS: Ein Teil des Durcheinanders stammt vielleicht auch daher, daß auf meinem Rechner inzwischen zwei Softwarepakete installiert sind, die zumindest theoretisch beide den UMTS-Stick betreiben können - "Mobile Partner" (mit dem UMTS-Stick ausgeliefert) und Vodafone Mobile Broadband.


Opcode oddities (05 Sep 2013)

x86 oddities is quite an amusing collection of x86 opcodes and behaviors which aren't commonly known.

The same site also has video tutorials on the portable executable (PE) format, and neat opcode tables for x86, Java bytecode and .NET IL. Very useful!

And while we're discussing Java bytecode and .NET IL: I have always found IKVM most fascinating - this lets you run your Java code in a .NET CLR. Roughly, it works by loading Java class files and translating them on the fly to .NET IL code. (I think there is also a "static" translation mode, though.) Using IKVM, people succeeded in running fairly involved stuff like Eclipse and Groovy in the CLR...

In a similar vein, jni4net tries to create a bridge between .NET and Java. Fascinating stuff as well.


Hard disk hacking (08 Aug 2013)

Back in the late 80s, I earned my living by hacking hard disk and floppy controllers. With this kind of history, I was floored by Hard disk hacking, in which Jereon aka Sprite_tm describes his reverse-engineering journey into hard disk controllers.

Jereon also held a presentation on this topic at OHM 2013. I wasn't there, so I cannot wait to see the video recording to show up on the OHM2013 web site. If, like me, you are a reverse engineer deep down in your heart, this article is a must-read for you. It shows how with a little bit of hardware tweaking, but mostly systematic and logical thinking and debugging, hard disks can be hacked so that they will present fake contents to users - which is a very troublesome thought to anyone concerned about security.

In one of those startling coincidences, just before I found Jereon's article, I had dug up old 8085 programming manuals at home. 8085 CPUs were used in the controller hardware used for Atari's SH20x and Megafile hard disks (I specialized into Atari hardware in the 80s and early 80s). My plan back then was to learn enough about 8085 assembler and architecture so that I'd be able to disassemble and reverse-engineer the controller's firmware. That project never got too far, unfortunately, and so I am really happy to see that a new generation of coders is fascinated by the same idea and, unlike me, follows through. Bravo!


HTTPS (30 Jul 2013)

Now we know for sure that way too many countries mistook "1984" for a training manual, including Germany. It is about time to teach myself about security and cryptography.

Hartley Brody's "How HTTPS Secures Connections: What Every Web Dev Should Know" happened to float by on Hacker News (IIRC) the other day. For me, it was a great start to start exploring this wide field.

Key learnings:

  • Certificates are required to authenticate communication partners. In other words, make sure you are really talking to your bank and not to someone who enjoys spending spare time on building web sites which look surprisingly like your bank's big grin
  • Following authentication, a "common secret" is established which is henceforth used to encrypt communication contents. The magic sauce is the Diffie-Hellman-Merkle algorithm. Algorithms like this make it possible to exchange enough information in the open to establish this common secret.
  • For performance reasons, subsequent encrypted communication is symmetric.

Which pushes the following items on my reading/viewing list:


Würdiges Angebot (06 May 2013)

Bevor dieser Phishing-Versuch aus dem Spam-Ordner fliegt, muß ich ihn festhalten - diese Email ist einfach zu putzig.

Betreff: Würdiges Angebot von haltbarer Holdinggesellschaft!

Sie haben ausgezeichnete verwaltungsmäßige Kenntnisse, ausreichende Fertigkeit im MS-Office. Sie sind aufmerksam, organisiert, repräsentativ, zuverlässig und pünktlich, bewandert im Gebrauch von sozialen Netzwerkseiten wie Twitter und Facebook. Außerdem können Sie gleich in der Belegschaft und unabhängig arbeiten, verstehen und durchführen Sie Erfolgsorientierte Instruktionen, dann suchen wir Sie.

Haben Sie Interesse für diesen Job, bitte, senden Sie uns Ihre Kontakt-Information:

Voller Name:
Land:
Stadt:
E-Mail:

Bitte bewerben Sie uns per Email für weitere Beschreibung:xxx@yyy.com

Hier will jemand auf recht naïve Art Emailadressen sammeln, um sie für Zwecke zu verkaufen, die vom Abseitigen zum Verabscheuungswerten reichen. Nicht weiter der Rede wert eigentlich - abgesehen davon, daß das Deutsch mal wieder so entlarvend spaßig ist, daß man sich fragen muß, wer auf solche Email wohl antworten mag.

Die Phishing-Kampagne verwendet als Lockvogel die Begriffe "Würde" und "Haltbarkeit" (Nachhaltigkeit), um den vermeintlichen Arbeitgeber attraktiv zu machen. In diesen unseren Zeiten des Raubritterkapitalismus fast schon ein erfolgversprechendes Rezept, denn genau wegen dieser Begriffe blieb ich an der Nachricht hängen. Liegt aber sicher nur an mir...


Oben bleiben (20 Feb 2012)

Das Ausmass der Zerstörungen im Mittleren Schlossgarten wird im Luftbild überdeutlich.

Grohe_Luftbilder_Schlosspark_3.jpg

Und hier der direkte Vergleich:

Grohe_Luftbilder_Schlosspark_4.jpg

Wäre die Bahn auf den Vermittlungsvorschlag des Prälaten Klumpp eingegangen, wäre den Bäumen wenigstens noch ein weiterer Frühling und Sommer vergönnt gewesen, und die Stuttgarter Bürger hätten ihre grüne Lunge noch einmal geniessen können. Und das alles ohne Einfluss auf die Baupläne der Bahn, wie auch immer man zu ihnen stehen mag. Aber die Machtdemonstration ging wohl vor.

Dank an Manfred Grohe für die Luftbilder - siehe auch https://picasaweb.google.com/114822899715980781311/GroheLuftbilderSchlosspark1622012.


Oben bleiben (21 Dec 2011)

Ein Beispiel für die einseitige "Aufklärung" der Region Stuttgart aus der Stuttgarter Zeitung vom 26. November 2011, also am Samstag vor der Volksabstimmung:

s21region_stz_20111126.png

Die Region Stuttgart ist als Gebietskörperschaft aber zur Objektivität verpflichtet. Dazu gehört meiner Auffassung nach als Minimum, die Alternativen aufzuführen sowie die dazugehörigen Argumente. PDF-Version: s21region.pdf

Den berüchtigten Brief von OB Schuster gibt es zu sehen unter http://www.bei-abriss-aufstand.de/wp-content/uploads/SchusterwerS141.jpg.


"Systemfehler" in Mail for Exchange (22 Aug 2011)

Letzte Woche wurde Mail for Exchange (der Email-Client auf meinem Nokia-Telefon) bockig und weigerte sich, Email zu synchronisieren. Stattdessen kassierte ich Fehlermeldungen der Art "Systemfehler - Versuch später wiederholen.".

Sollte mir das wieder mal passieren, erinnere ich mich jetzt schon mal vorsorglich daran, dass ich dann überprüfen sollte, ob sich das SSL-Zertifikat des Exchange-Servers geändert hat. In so einem Fall löscht man am besten das bereits im Telefon hinterlegte Zertifikat. Beim ersten neuen Zugriff auf den Server wird man dann aufgefordert, das Zertifikat anzuerkennen - und dann läuft die ganze Chose wieder.

Und so kommt man zur Zertifikatsverwaltung auf einem Telefon mit S60 5th Edition (wie meinem Nokia 5800):

  • Einstellungen
  • Telefon
  • Tel.-managem.
  • Sicherheit
  • Zertifikatmanagement
  • Zertifik. beglaub. Seiten

Links zum Thema:


Oben bleiben (11 Aug 2011)

Jüngst meldete sich ein Anhänger von Stuttgart 21 eigens bei den Parkschützern an, um neugierige Fragen zu stellen. Das fand ich richtig gut, denn ganz sicher leiden die Diskussionen um das Projekt an gegenseitigem Unverständnis.

Ich zitiere zunächst den Beitrag des S21-Freundes, damit der Kontext klar ist:

Ich wollte hier auch gar nicht über das pro und contra von S21 lamentieren. Ich denke es ist sachlich alles gesagt worden. Immobiliendeal, Kostensteigerung, Bauzeit, Baulärm, Mineralwasser, Gipskeuper, doppelte Gleisbelegung und und und. Viele viele sachliche Argumente der K21-Befürworter, wovon einige sich auch als wahrlich richtig erweisen!

Was aber so gar nicht in ein "PROler-Hirn" rein will ist die riesige vermutete Verschwörung, umgangsprachlich auch Filz bezeichnet. Ich verstehe noch nicht ganz, wie manche auf die Vermutung kommen, alles aber auch wirklich alles ist ein riesiges abgekartetes Spiel: die BILD, die ZEIT, die StN und wie sie nicht alle heissen, die CDU, die SPD, die FDP sowieso, die Unternehmensverbände, die Polizei und keine Ahnung wer noch...alle versuchen eine große Verschwörung durchzuziehen....die online-Umfragen? Alle getürkt sofern sie eher pro S21 sind. Die SMA? gekauft, als der Stresstest positiv war, jetzt aber seriös, da sie einen Kombi-Bahnhof vorschlägt....

Leute...ganz ehrlich...des kauf ich euch net ab.

Ich kenne so viele, die sagen, S21 soll gebaut werden. Und diese Leute sind nicht gekauft. Die haben ihre Meinung dazu, ohne dass sie sich täglich mit dem Thema S21 befassen. Des passt also mit den Umfragen, so leid mir das auch tut, das hier zu schreiben. Ich selbst bin auch einer von den PROlern, aber ich würde deswegen nicht demonstrieren gehen. Dafür ist mir die Sache nicht wichtig genug.

Ich verstehe viele hier und bewundere auch das Engagement, das manche hier zeigen. Hoffentlich werde ich jetzt nicht gleich als Troll verissen der sowas.

Also meine Frage: Woher kommt dieses tiefsitzende Misstrauen gegenüber allen öffentlichen Institutionen? So schlecht wie manchmal dargestellt kann doch alles gar net sein.

Das war, so fand ich, eine berechtigte Frage, und zudem vernünftig vorgetragen, was bei diesem Thema leider nicht immer der Fall ist. Folgendes fiel mir dazu ein.


Zunächst nochmal danke an XXXXX für die neuerliche Wortmeldung. Ich habe Respekt davor, dass Du Dich auf das "gegnerische Feld" wagst. Und ich denke auch, dass Du eine der Kernfragen im gesamten Konflikt ansprichst, wenn Du Dich wunderst, warum auf dieser Seite des Grabens den Institutionen misstraut wird, während auf der anderen Seite (also bei den Prolern) Vertrauen vorherrscht. In der Tat, hätte ich Vertrauen zu den Institutionen und den Projektbetreibern, dann würde ich die Entscheidung zwischen S21, S21+, K21 oder SK2.2 für eine eher technische halten und mich sicher nicht so engagieren.

Tatsächlich aber erzählt der Projektverlauf von S21 eine Geschichte der jahrzehntelangen Missachtung von Bürgerinteressen, der gemeinwohlfeindlichen Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik und der Willfährigkeit derselben gegenüber der Wirtschaft. Nun wird mancher sagen, dass es ja nichts Neues ist, dass Geld die Welt regiert. Neu für mich war aber, dass ich mir erstmals von einem Grossprojekt und dessen Begleitumständen ein eigenes Bild machen konnte, und mir aufging, dass auch die Kontrollinstanzen von Demokratie und Rechtsstaat systematisch versagt haben und weiter versagen.

Kontrolle soll in unserem Staat unter anderem ausgeübt werden von der Justiz. Die aber hat sich spätestens bei der Aufarbeitung des 30.9. disqualifiziert - während wir immer noch darauf warten, dass die Verantwortlichen für 400 Verletzte zur Rechenschaft gezogen werden, lässt die Justiz lieber mal per angedrohter Haussuchung bei Parkschützern frei verfügbare YouTube-Videos sicherstellen.

Auch die Polizei hat eine wichtige Rolle in unserem Rechtsstaat. Sie hat sich an rechtsstaatliche Regeln zu halten, weil sie auch eine Vorbildsfunktion ausübt. Stattdessen war vor allem unter Mappus mehr als nur offensichtlich, dass sie zum Befehlsempfänger von Parteiinteressen verkommen war. (Anmerkung: Ich habe immer wieder auch korrektes Verhalten der Polizei erlebt. Die Polizei ist nicht mein Gegner. Sie wurde und wird von der Politik verheizt.)

Auch die Parlamente versagen. Mappus hat verfassungswidrig am Parlament vorbei den EnBW-Deal durchgezogen, und das Parlament - um sein Königsrecht des Haushaltes betrogen - hat nicht mal pieps gesagt. Im Untersuchungsausschuss zum 30.9. wurden die Opfer verhöhnt, anstatt Zusammenhänge aufzuklären. Und dem Bundestag macht es offenbar auch nicht wirklich etwas aus, wenn er - wie vom DB-Bevollmächtigten Fricke bestätigt - bei den entscheidenden Diskussionen um die Neubaustrecke um Milliardenbeträge betrogen wird.

Und schliesslich war ich inzwischen bei vielen Ereignissen rund um S21 und K21 Augenzeuge und weiss aus eigener Anschauung, dass die Berichterstattung eines Grossteils der Presse nicht nur parteiisch ist (das lässt sich wohl nie ganz vermeiden), sondern sachlich falsch, und zwar nicht nur in Einzelfällen, sondern sehr oft. Das liegt einerseits an Denkblockaden, die sich in 58 Jahren schwarzer Herrschaft aufgebaut haben, andererseits schlicht an schlampiger und gehetzter Arbeit. (Weswegen ich den Journalistenstreik im Prinzip für eine gute Sache halte, denn hier geht es auch um die Würde dieses Berufs und die Möglichkeit, zumindest ansatzweise guten Journalismus zu betreiben.)

Du siehst: Es gibt viele Anlässe für mich, Vertrauen in die Institutionen zu verlieren. Vor S21 hatte ich noch geglaubt, dass sich ein politisch interessierter Mensch in unserem Lande durch das gründliche Studium verschiedener Leitmedien leidlich korrekt informieren lassen kann. Inzwischen weiss ich, dass ich mich geirrt habe. Ich denke heute, dass der Durchschnittsbürger in der Praxis keine echte Chance hat, sich ein echtes Bild der Dinge zu machen. Nur bei S21/K21 haben sich unzählige Menschen in ihrer Freizeit zu Experten oder doch zumindest zu gut informierten Laien in Verkehrs- und Schienenwesen fortgebildet und wissen daher oft mehr als ihre gewählten Volksvertreter und das Gros der Journalisten.

Als diplomierter Informatiker habe ich übrigens immerhin noch Vertrauen in Ingenieure, das ist mir geblieben. Es wird uns ja oft als Argument vorgeworfen, dass es nicht sein könne, dass all die talentierten Ingenieure bei der Bahn sich irrten oder schlechte Arbeit machten. Ich glaube aber gar nicht, dass die Ingenieure im Rahmen ihrer Vorgaben (!) schlechte Arbeit machen. Sie sind aber durch die politischen und ökonomischen Vorgaben bei diesem Projekt derart eingezwängt, dass sie bestenfalls aus einem Totalmurks einen Teilmurks entwickeln können. Auch die Ingenieure werden bei diesem Projekt verheizt. Azers Risikenliste und sein schneller Abgang danach sprechen Bände.

Ob ich mit diesen Gedanken für einen signifikanten Anteil der K21-Befürworter spreche, weiss ich nicht. Aber vielleicht gibt Dir das einen Einblick.

PS: http://www.parkschuetzer.de/statements/94165


Oben bleiben (10 Aug 2011)

rostigerohre.PNG
Diese Woche war ich am GWM, um bei der Blockade zu helfen. Warum wird blockiert? Zunächst einmal, weil wir - wie neulich die Süddeutsche Zeitung schrieb - Stuttgart 21 für "das dümmste Grossprojekt Deutschlands" halten. Und weil man an S21 direkt vor unserer Haustür und wie im Brennglas beobachten kann, wie Wirtschaftsinteressen und Parteipolitik den Primat über das Gemeinwohl erringen, wie gefährlich mangelhaft die Gewaltenteilung in unserem Land ist, und wie zu allem Überfluss Presse und Medien als Kontrollinstanzen versagen. Der Widerstand ist wichtig und gerechtfertigt, weil das konkrete Bauprojekt mit horrenden Mängeln nur so gespickt ist - aber auch weil ein Erfolg des Widerstandes den demokratischen Konsens neubeleben und auf eine neue Stufe heben würde. Es geht beileibe nicht bloss um einen Bahnhof.

Nach der Montagskundgebung gab es eine Menschenkette (sitzenderweise) im Schlossgarten, um zu zeigen, dass wir Park und Zeltdorf schützen wollen.

Am Morgen danach hat die Polizei den Bereich am Südflügel fast komplett abgesperrt, weil die Bahn anfangen will, vom Grundwassermanagement ausgehend die Stützträger für die 17 km Rohre aufzustellen, die sich bald durch Stuttgart ziehen werden. Von den Rohren wissen wir, dass sie wider Bestimmungen des Planfeststellungsbeschlusses und entgegen anderslautender öffentlicher Aussagen von Bahnoberen nicht gegen Korrosion im Inneren geschützt sind. Im Gegenteil, die Rohre waren im Juni schon verrostet und werden also das umzupumpende Grundwasser in eisenbraune Brühe verwandeln. Übrigens finden solche Rückstände dann auch den Weg ins MIneralwasser, Präzedenzfälle hat es zum Beispiel in Bad Cannstatt gegeben. Dass der Rohrepfusch ohne die GWM-Besetzung am 20.6. womöglich gar nicht erst ans Licht gekommen wäre, ist eine der vielen bitter-ironischen Wendungen in diesem Projekt.

Wieder also ein Fall, wo die Bahn geltendes Recht geschmeidig ignoriert. Wäre das Eisenbahnbundesamt auf Zack, hätte es den Bau deswegen bereits stoppen können (und meiner Ansicht nach stoppen müssen). Aber so versucht es eben der Widerstand mit seinen bescheidenen Blockademitteln. Das war, soweit ich beobachten konnte, auch erfolgreich, und die Stimmung war gut, aber leider hält das den Betrieb immer nur für ein paar Stunden auf. Die Polizei hat die Blockade übrigens mit einem riesigen Aufgebot aufgelöst. Dabei ging es von beiden Seiten sehr zivil und friedlich zu.

Frühestens nächste oder übernächste Woche geht es an den Park. Beim Biergarten soll ein Kanal gegraben werden, ebenfalls für die Rohrleitungen. Eventuell steht dann auch die Räumung des Zeltdorfes an.


Oben bleiben (5 Aug 2011)

Heute wieder mal im Angebot: Wie die Bahn solange Zahlen dreht, wendet und verfälscht, bis sie das Gegenteil der Wahrheit behaupten kann.

Siehe die überaus aufschlussreiche Diskussion zu getürkten Umfragezahlen der Bahn unter http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?113,5496511. Zitat: "Zu behaupten das S21 auf einer „noch breiteren Zustimmung“ baut wenn in ganz BaWü 5 Prozentpunkte der Unentschlossenen ins Lager der Gegner überwechseln, während die Zahl der Befürworter stagniert, das ist einfach dummdreist."

Was ging da vor? Eine bahneigene Umfrage ergab, dass verglichen mit einer vorigen Umfrage landesweit (in Baden-Württemberg also) fünf Prozent mehr Befragte sich als S21-Gegner bezeichneten - und macht daraus allen Ernstes ein "Mehrheit für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm wächst weiter".

Um das zu verdeutlichen:

UmfrageFür S21 in StuttgartFür S21 landesweitGegen S21 landesweitUnentschlossen
Juni 2011 49% 47% 34% 19%
August 2011 54% 47% 39% 14%

Und das Allerübelste: Die Presse übernimmt die wahrheitswidrigen Schlussfolgerungen der Bahn kritiklos. Es ist zum Verzweifeln.

Wohlgemerkt: Es wurde nicht nach der Zustimmung zum Tunnelbahnhof gefragt, also das, was man gemeinhin als "Stuttgart 21" versteht. Stattdessen wurde in den Topf "Stuttgart 21" auch noch die Neubaustrecke nach Ulm geworfen, bei der es sich aber um ein eigenständiges Projekt handelt, das im Lande höhere Zustimmung geniesst.


Oben bleiben (30 Nov 2010)

Fundstücke rund um S21 und K21.

Der heutige Schlichterspruch trägt nicht zur Befriedung der Stadt bei - jedenfalls noch nicht. Hier ein paar ausgewählte "Perlen" vom Facebook-Auftritt der Initiative "Für Stuttgart 21". Rechtschreibfehler habe ich einfach mitkopiert.

"Meine Meinung:

1. Demos abgrenzen, nicht mehr auf die Strasse lassen.

2. Polizeikosten tragen ab heute die Demonstranten.

3. Wer die Bauarbeiten ab heute behindern sollten angezeigt werden und einen Platzverbot zu erteilen.

Weiter Bauen Danke.... :D"

Setzen, sechs, bis zur nächsten Stunde Grundgesetz auswendig lernen.

Bitte Herr gGeissler so wie sich die Demonstranten hier verhalten, geht schon ziehmlich stark in Richtung Terrorismus....

Aha. Siehe oben.

"Ab jetzt Flammenwerfer statt Wasserwerfer"

"Ich schlag heute noch die Kupfernägel in die Bäume, dann werden Sie in 4 Monaten auch vom grünsten Baumschützer als krank angesehen".

"Na bei Feuerbrand muss alles abgeholzt werden ;-)"

Das sind Kommentare zur Vorgabe des Schlichters, allenfalls solche Bäume im Schlossgarten zu fällen, die ohnehin krank sind. Diese Art der kreativen Problemlösung hätte natürlich nichts mit Terrorismus zu tun, gelle.

"Ich fordere einen Zaun in der Dimension des Betonzaunes an der Startbahn-West. Etwas höher bitte und etwas stabiler und oben drauf dick Natodraht!"

So stellen sich S21-Befürworter wohl die Stadt vor, in der sie gern leben wollen.

Das wird noch eine schwere Zeit in dieser Stadt.


Oben bleiben (19 Nov 2010)

Fundstücke rund um S21 und K21.

Bräuchle, Psalm 14, Vers 36 (14:36 Uhr am fünften Schlichtungstag):

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Und noch ein Juwel hinterher: Bräuchle macht den Stoiber.

Mehr zum Thema:


Joe Bauer berichtet von einem zuweilen erfreulich verlaufenden Gedankenaustausch über S21-Meinungsgrenzen hinweg - lesenswert. Besonders hübscher Spruch:

Mehr kann man nicht wollen in einer zerrissenen Gemeinde namens Stuttgart, von der es heißt, sie sei inzwischen die weltweit berühmteste geteilte Stadt nach Jerusalem und Böblingen-Sindelfingen.



Oben bleiben (02 Nov 2010)

Fundstücke rund um Stuttgart 21 und K21.

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Ein neuer Tiefpunkt in der Debatte ist erreicht: Der Generalsekretär der CDU in Baden-Württemberg entblödet sich nicht, Walter Sittler in die Nähe von NSDAP-Propagandisten zu rücken

In der aktuellen Ausgabe von "Berlin aktuell" wird der Schauspieler Walter Sittler einfach mal so in Goebbels' geistige Verwandtschaft gerückt.

In der ZDF-Sendung ‚Markus Lanz‘ hat Walter Sittler, einer der führenden Aktivisten gegen das Infrastrukturprojekt Stuttgart 21, den Wählerinnen und Wählern in Baden-Württemberg den Fehler vorgeworfen, seit über 50 Jahren eine Regierungsbeteiligung der CDU ermöglicht zu haben.

[Bild von Walter Sittler]

(Sein Vater war Nazi-Funktionär und arbeitete für Reichspropagandaminister Joseph Goebbels: Walter Sittler, Propagandist der S21-Bewegung)

Dazu erklärt Thomas Strobl MdB, Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg:

„Das Demokratieverständnis, das Vertreterinnen und Vertreter der Anti-S21-Bewegung zur Schau stellen, ist ausgesprochen bemerkenswert. Nicht nur, dass sie die Rechtmäßigkeit demokratisch gefasster Entscheidungen bezweifeln und bestreiten und ein vermeintlich höheres Recht für sich in Anspruch nehmen wollen – jetzt greifen sie auch noch zur Wählerbeschimpfung. Ich kann jedermann nur raten, die Stimme der Wählerschaft mit Demut zur Kenntnis zu nehmen: Die Wählerinnen und Wähler sind der Souverän. Es steht niemandem an, die Wählerinnen und Wähler für ihre Entscheidungen zu kritisieren. Tatsächlich entlarvt sich Sittler mit dieser Äußerung als das, was er ist: jemand, der in Wahrheit mit unserer Demokratie nichts am Hut hat.

Daß die Bildunterschrift kein Textsatzunfall war, ergibt sich daraus, daß Sittler im weiteren Verlauf vorgeworfen wird, mit Demokratie "nichts am Hut" zu haben.

Sittler hat aus der Vergangenheit seiner Familie nie einen Hehl gemacht. Wir wollen auch mal ignorieren, dass (nach Angaben von Walter Sittler) sein Vater weder im Propagandaministerium noch ein "Funktionär" war, sondern im Auswärtigen Amt und Parteimitglied. Aber von den sachlichen Fehlern abgesehen: Was hat Strobl geritten, daß er zur Nazikeule glaubte greifen zu müssen?

In der Fernsehsendung, auf die Strobl Bezug nimmt, ging es um die Verzahnung von Wirtschaft und Politik bei Stuttgart 21. Dabei sagte Sittler unter Applaus:

Natürlich ist die Wirtschaft in Stuttgart sehr verbandelt. Die CDU ist über 50 Jahre an der Macht. Das ist ein - wie ich finde - Fehler der Wähler. Man muss ab und zu die politischen Parteien spazierengehen schicken, damit sie eben genau die Sprache wiederfinden, die Sprache der Bürger wiederfinden - egal welche Partei das ist!

[...] Das ist die Erfahrung, die man macht - wenn eine Partei sehr lange an der Macht ist, gibt es einfach Verfilzungen, weil man muss das Land regieren, man will vorwärtskommen, dann gibt es Interessen, dann hat einer den Freund, will den bedienen, und das muss man ab und zu unterbinden, und da sind die Wähler gefragt."

Aus konkretem Anlass benutzte Sittler das Beispiel der CDU in Baden-Württemberg. Aber seine Argumente gälten ebenso für ein Bundesland, das 50 Jahre von der SPD beherrscht würde. Wirklich originell ist das nicht. Auch wenn man als Generalsekretär solche Binsenweisheiten nicht so gerne hört, einen echten Aufreger kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

Herrn Strobl würde ich gerne fragen: Sind Sie allen Ernstes der Meinung, es sei undemokratisch, wenn sich ein Bürger wünscht, dass Regierungsparteien und Opposition sich gegenseitig kontrollieren und gelegentlich die Rollen tauschen? Und ist es andererseits demokratisch, zu Goebbels-Vergleichen zu greifen, wenn jemand die Positionen Ihrer Partei nicht teilt?

Widerlich.

Nachtrag: Strobl gab der öffentlichen Empörung inzwischen nach und entschuldigte sich bei Sittler - offenbar aber nur "für die Verknüpfung seines Kommentars mit der NS-Vergangenheit des Vaters". Heisst das, daß Strobl nach wie vor glaubt, Sittler habe mit Demokratie nichts am Hut? Solange nicht auch diese Unsäglichkeit aus der Welt ist, ist Strobls Entschuldigung nichts wert.

Nicht, dass Strobls Entgleisung der einzige Versuch gewesen wäre, die K21-Befürworter in die Naziecke zu schieben:

  • Siehe zum Beispiel dieses "Fan-Foto" eines Anhängers der Facebook-Gruppe "FÜR Stuttgart 21", der da meinte fordern zu müssen: "Sittler-Jugend - Nein Danke!"
  • Oder wie wäre es mit jenem Transparent, das bei einer Pro-S21-Demo zu sehen war: "1933 Brauner Wahn - 2010 Grüner Wahn".

Mehr dazu:


Frankfurt-Marathon: Manöverkritik (01 Nov 2010)

Man hält sich als Läufer ja soooo gern für erfahren und abgeklärt. Und doch habe ich beim gestrigen Marathon in Frankfurt sozusagen am laufenden Meter gepatzt...

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Patzer 1: Marathon auf leeren Magen

Naja, völlig leer war er nicht. Aber das gezielte Anfuttern in den letzten Tagen vor dem Wettkampf hatte ich schlicht verschwitzt. Zudem war der übliche Speiseplan durch die Anreise am Vortag durcheinandergeraten. Die trockenen Pestonudeln auf der Nudelparty am Vortag des Laufes rissen die Sache auch nicht mehr raus.

Das Frühstück im Hotel Bristol (nur ein paar hundert Meter vom Start, jederzeit gerne wieder), war gut ausgestattet. Rituelle Plünderungen am Hotelbuffet zu beobachten, das verdirbt mir aber eher den Appetit, und so habe ich auch hier mein Defizit noch vergrössert...

Moral: Reinschaufeln, was das Zeug hält - am besten schon vor der Anreise.

Patzer 2: Essen auf der Strasse

Dass ich schlecht vorgebaut hatte, wurde mir klar, als ich mit knurrendem Magen im Startbereich ankam. Also schnell vor dem Start noch Apfel, Bananen, Muffin eingeworfen und mit allerhand Wasser hinuntergespült; während des Laufs kam bei fast jeder Gelegenheit Apfelschorle dazu, ausserdem zwischendurch zwei Kohlenhydratgels. Irgendwann nach der Halbmarathonschwelle wurde der wilde Cocktail toxisch, und mir wurde blümerant.

Moral: Das zweite Gel später einsetzen, bei den Getränkestationen nur einen Schluck nehmen.

Patzer 3: Falscher Startblock

Beim Frankfurt-Marathon gibt es die sinnvolle Einrichtung der Startblocks. Die Läufermassen werden nach (potentieller) Leistung aufgeteilt und sollen hintereinander starten, damit das Gewusel nicht allzu groß wird. Nach meiner Beobachtung gab es aber keine Absperrung zwischen den Blocks und auch nur einen Startschuß, was bedeutet, dass alle Läufer ohne Abstand zwischen den Blöcken hintereinander lostraben und sich an den Fersen kleben.

Zusätzliche Erschwernis: Meldet man wie ich nach, wird man grundsätzlich in den letzten Startblock eingereiht, unabhängig von Zielzeiten und früheren Ergebnissen. Weil ich lieber in der Sonne warten wollte als in einer kalten und schattigen Häuserschlucht, habe ich mich zwar noch um ein paar Meter nach vorne geschummelt, aber schlauer wäre es gewesen, die Rennvorgaben komplett in den Wind zu schlagen und mich nochmals weiter vorne nach Leistung einzusortieren.

Wegen meiner Startposition glichen die ersten sieben Kilometer eher einem Slalom als einem Marathon. Jederzeit musste ich befürchten, einem Mitläufer in die Hacken zu treten oder dessen Ellenbogen zu spüren. Der gewohnte Laufrhythmus war vor dem Verlassen der Innenstadt (km 12?) nicht zu erreichen. Bis zum Ende des Laufes war ich jederzeit von vielen Läufern umgeben, und es kam immer wieder zu Ausweichmanövern - zur Ideallinie konnte man also einige hundert Meter dazu.

Moral: Besser über die Startblockaufstellung informieren.

Patzer 4: Das Trainingsprogramm

Was den Marathon angeht, bin ich Vorbereitungsminimalist: In der Zeit seit Sommer kam ich über drei Läufe in der Woche nie hinaus - meistens waren es sogar nur zwei. Schwerwiegender war aber der Bruch mit einer Tradition. Mit Wonne hatte ich bisher vor Wettkämpfen die Experten-Trainingspläne ignoriert und mindestens einen Lauf von 35 km oder mehr absolviert. Diesmal jedoch lag mein längster Lauf bei 30 km und war vollständig laufzeitschriftenkonform.

Im Wettkampf war bei Kilometer 35 zwar der Puls im grünen Bereich, und auch der Wille nach überstandenen Magenbeschwerden wieder intakt. Doch jetzt meldeten sich die Muskeln ab. Beide Beine versteiften sich, jeder Schritt brannte, und ich mußte Tempo herausnehmen, um Krämpfe zu vermeiden. Ich war auf die lange Distanz schlicht nicht vorbereitet.

Moral: Zurück zur alten Taktik - ein 35km-Lauf gehört (bei mir) zur Vorbereitung.

Patzer 5: Ein Mädchen sein wollen

Ein Kollege, der ungenannt bleiben will, wird zuweilen nicht ganz politisch korrekt "das Mädchen" geheissen, weil er Kälte scheut und gerne eine Klamottenschicht zuviel auflegt.

Zu den Spöttern zähle auch ich, doch ausgerechnet zum Marathon verfiel ich der gleichen Unsitte und glaubte, es müsse noch ein Extraunterhemd her. Mit der Folge, dass ich bei Kilometer 5 fast eine Minute drangeben mußlte, um das Unterhemd unter Laufgurt und Laufhemd hervorzupopeln und in die Botanik zu befördern.

Moral: Bei trockenem Wetter über 10 Grad reichen kurzes Hemd und Dreiviertelhose!



Die gute Nachricht

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Man kann alle diese Fehler begehen und trotzdem passabel durchkommen: 3:30:32 ist nur zweieinhalb Minuten schlechter als meine bisherige Marathonbestzeit. Whoopee! big grin

PS: Auch wenn ich kleinere Marathonveranstaltungen bevorzuge, kann ich den Frankfurt-Marathon sehr empfehlen: Die Strecke ist schnell, die Organisation meiner Meinung nach ohne Fehl und Tadel, und die Versorgung während des Laufes und danach ausgezeichnet.

PS2: Auf meinem Nokia-Telefon tut Sports Tracker sonst gute Dienste, verlor aber in den Häuserschluchten von Frankfurt zu oft den Satellitenkontakt und berechnete deswegen die Marathondistanz auf 46.71 km...

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Oben bleiben (29 Oct 2010)

Fundstücke rund um Stuttgart 21 und K21.

Wahrscheinlich einer der besseren Kommentare zu den Schlichtungsgesprächen:

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"Lügenrhetorik" ist vielleicht ein bisschen stark, aber es freut mich, daß nicht nur mich Frau Gönners Beiträge ab und an irritieren.


Oben bleiben (28 Oct 2010)

Fundstücke rund um Stuttgart 21 und K21.

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Protest in Spur H0

Daß die Stuttgarter IHK sich in eine bahnhörige Pro-S21-Haltung verrannt hat, ist nicht erst seit der Jubelveranstaltung für Herrn Grube am 12. Oktober in der Stuttgarter Liederhalle bekannt. Zum Glück gibt es Unternehmer, die diese unkritische Haltung nicht mitmachen.

Ein besonders amüsantes Beispiel dieser Art: Die Firma Busch, die sich unter anderem auf den Modellbau spezialisiert, hat eigens einen Ausschneidebogen konzipiert, auf dem die wichtigsten Demoplakate zu finden sind. Die kann man sich dann ausschneiden und den Passanten im Modellbahnhof an die Hand geben. Übrigens eine besonders zielgruppengerechte Aktion: Denn so ein Tiefbahnhof ist für den Modellbauer erstens knifflig umzusetzen und zweitens im Ergebnis wenig ansehnlich, denn was hat man von der neuen teuren ICE-Lok, wenn sie die Hälfte der Zeit unter dem Modellbaurasen verschwindet...


Hohe Hürden

Die Volkshochschule Stuttgart lud zum "Herbstdialog", und es war wohl eine gute Diskussion, aus der Einsichten wie die folgende gewonnen wurden:

So sei die derzeitige Landesregierung wegen der geringen Wahlbeteiligung von nur 29 Prozent der Stimmberechtigten gewählt worden; bei einem Volksentscheid werde aber ein Anteil von einem Drittel aller Stimmberechtigten gefordert.

Nicht das erste Mal, daß die hohen Hürden in Baden-Württemberg für Volksentscheide kritisiert werden, aber den Vergleich mit der Landtagswahl fand ich besonders instruktiv. Kurz nachgerechnet: In der Tat lag die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl am 26.3.2006 laut Statistischem Landesamt bei 53.4%. Für die Regierungskoalition stimmten insgesamt 54.9% (CDU: 44.2%, FDP: 10.7%). Damit kommen wir auf einen Anteil von 0.534*0.549=0.293166, also 29.3%, der Wahlbeteiligten.

Bei einem Volksentscheid muß zur Änderung eines Gesetzes mindestens ein Drittel der Wahlberechtigten mit Ja stimmen. Beim "kleinen Bruder" Volksbegehren wird immer noch ein Votum eines Sechstels der Wahlberechtigten (innerhalb von zwei Wochen!) verlangt, um wenigstens die Behandlung im Parlament zu erzwingen.

Mehr dazu:


Oben bleiben (27 Oct 2010)

Fundstücke rund um Stuttgart 21 und K21.

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Stand heute

"Mappus sieht Schlichtung optimistisch", so titelt heute die Eßlinger Zeitung. Und man zeihe mich einen hoffnungslosen Optimisten, aber manche Aussagen des Ministerpräsidenten, wie sie hier zitiert werden, lesen sich wie ein allererstes vorsichtiges Zurückrudern:

Er sehe „Stand heute“ keinen Grund, aus dem Projekt auszusteigen, so der Regierungschef. „Da müsste es neue Argumente von einer Güte geben, die ich mir heute nicht vorstellen kann, geschweige denn, die ich kenne.“

[...]

Auf eine Publikumsfrage hin räumte er aber ein, dass die Haltezeiten im neuen Bahnhof knapp bemessen seien. „Zwei Minuten ist ein bisschen wenig“, sagte Mappus. Er nahm damit Kritik auf, die Gegner bei der Schlichtung vorgebracht hatten. Sie bemängeln, die höhere Kapazität des Tiefbahnhofs ergebe sich nur durch kürzere Zughalte.

"Stand heute". Argumente, die er noch nicht kenne. "Zwei Minuten ist ein bisschen wenig". Bestimmtheit hört sich anders an.

Aber vielleicht ist's auch nur die Kreide, die nachstaubt.


Das neue Traumpaar: Palmer und Ramsauer?

Die FAZ ist nicht dafür verschrieen, den K21-Anhängern das Wort zu reden. Um so spannender der Artikel "Ramsauer scheut das Rampenlicht", der die Rolle des Bundes in diesem Konflikt diskutiert:

Hinter verschlossenen Türen lässt Ramsauer seinem Unmut über diese ererbte Zusage freien Lauf. Auch wenn der Bund bei Wendlingen-Ulm erst von 2016 im Obligo ist - vorher wird dort das Landesgeld verbaut - engt sie seinen geringen investiven Handlungsspielraum weiter ein.

[...]

Noch weiß Ramsauer nicht, wie er die Mehrkosten für die Neubaustrecke aufbringen soll. Am liebsten würde er die Bahn zur Kostenübernahme bringen. Das Bundesunternehmen zögert, verweist zudem grummelnd auf die 500 Millionen Euro Dividende, die der Bund von 2011 an verlangt. Intern ist zu hören, wenn man mehr für Wendlingen-Ulm aufwenden müsste, würde notgedrungen anderswo gekürzt. Alles, was im Südwesten zusätzlich verbaut wird, fehlt anderswo. Die Projekte „kannibalisieren“ sich.

Und mit Blick auf die Prioritätenliste des Bundes für Infrastrukturprojekte, in die trotz grosser Finanzknappheit Projekte wie der Anschluss an die Fehmarnbelt-Brücke oder die Rheintalbahn einsortiert werden sollen:

Die Stuttgarter Bahnhofsgegner interessiert Ramsauers neue Liste nur begrenzt. Deshalb ist wohl auch noch niemand auf den Gedanken gekommen, einen Vertreter des Bundesverkehrsministeriums in die Schlichtungsgepräche zu beordern. So werden die S21-Befürworter in der Runde unter Leitung von Heiner Geißler denn auch am kommenden Freitag wieder ohne Ramsauers Rückendeckung auskommen müssen.

Vielleicht sollte ich mir doch nochmal ein FAZ-Abo überlegen. (Nicht erschrecken, war nur ein Scherz big grin )


Untersuchungsausschuß

Die Einrichtung des Untersuchungsausschusses zu den Vorgängen am 30. September im Schlossgarten in Stuttgart steht unmittelbar bevor. Das habe ich zum Anlass genommen, den Vertretern meines Wahlkreises im Landtag, Herrn Nemeth und Herrn Braun, einen Brief mit der Bitte um Mithilfe bei der Aufklärung zu schicken. Der Wortlaut war in beiden Fällen ähnlich, ich zitiere daher nur den Brief an Herrn Nemeth (CDU):

Sehr geehrter Herr Nemeth,

ich wende mich an Sie als den Vertreter meines Wahlkreises im Landtag. Ich war am Nachmittag des 30. September im Schlossgarten und habe miterlebt, wie mehr als tausend Polizisten in Kampfausrüstung (BFE-Einheiten heisst das wohl) friedliche Demonstranten umzingelt, aus Wasserwerfern und Tränengasflaschen beschossen, teilweise auch niedergegeknüppelt haben. An diesem Tag hat sich meine Sicht auf den Rechtsstaat für immer verändert.

Mein Zorn richtet sich nicht in erster Linie gegen die Polizei. Auch ich habe sie bei praktisch allen Demonstrationen sowohl vorher als auch nachher als umsichtig und besonnen kennengelernt. Und dass es Polizisten wie Thomas Mohr (http://www.wdr.de/tv/monitor/extra/interviews/mohr_101021.php5) gibt, die sich trauen, als Bürger ihre Meinung zu sagen, zeigt mir, dass ich auch nach wie vor zumindest auf grosse Teile der Polizei vertrauen kann.

Um so wichtiger ist es für mich, die Verantwortung für den Einsatz zu klären. Der Beitrag zu diesem Thema in der Sendung Monitor vom 21.10. (http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2010/1021/stuttgart.php5) fasst viele der drängenden Fragen zu diesem Tag zusammen. Ich bin sicher, dass auch Sie sich als Abgeordneter viele Fragen stellen. Ich möchte Sie ermutigen, diese Fragen vorzubringen und auf ihre Klärung im Untersuchungsausschuss zu dringen. Dafür danke ich Ihnen schon heute. Ich glaube, dass auch und gerade Parlamentarier der CDU ein vitales Interesse daran haben müssen, wieder Vertrauen in Rechtsstaat und Parlamentarismus herzustellen.

Fragen, die mich seit jenem Tag umtreiben, sind insbesondere:

  • Wer hat den Einsatz des 30. September angeordnet und aus welchem konkreten Anlass? Wie lange zuvor war der Einsatz schon geplant? Wer war an den Planungen beteiligt? Insbesondere: Wann und wie oft waren der Ministerpräsident und der Innenminister an den Planungen beteiligt?
  • Was waren die Gründe, dass der Einsatz ausgerechnet am 30.9. stattfinden musste? Stimmt es, dass der Einsatz des 30. September vor allem auf Drängen der Deutschen Bahn terminiert wurde?
  • Stimmt es, dass die Bahn aus Gründen des Artenschutzes in jener Nacht keine Genehmigung hatte, die Bäume zu fällen, und stimmt es also, dass die Polizei mit Gewalt eine rechtswidrige Aktion ermöglichen und decken musste?
  • Nach meinen Informationen hatte die Schülerdemonstration, die ebenfalls am 30.9. stattfand, die Genehmigung vom Ordnungsamt, die Schlusskundgebung in der Zeit von 12 bis maximal 17 Uhr im Schlossgarten abzuhalten. Wie wir inzwischen wissen, war der Einsatz der Polizei ursprünglich ab 15 Uhr terminiert, dann wurde er auf 10 Uhr vorgezogen. Bei beiden Terminen war aber zwingend davon auszugehen, dass es zur Begegnung oder Konfrontation mit demonstrierenden Schülern kommen würde. Wer trägt die Verantwortung dafür, dass dieses Risiko offensichtlich sehenden Auges (um dieses in diesem Zusammenhang bittere Bild zu benutzen) eingegangen wurde?
  • Wieso wurden nach all den friedlichen Demonstrationen und im Wissen um die bürgerliche Ausrichtung der Demonstranten derart krass von der Stuttgarter Linie abgewichen? Wieso Aberhunderte von Polizisten, Wasserwerfer, Schlagstöcke und Tränengas gegen zuvor und auch an jenem Tag friedliche Demonstranten?
  • Und wenn man schon de facto einen Kampfeinsatz befehligt: Wieso wird dann nicht das Rote Kreuz verständigt?
  • Wie kam es dazu, dass den friedlichen Demonstraten untergeschoben wurde, Pflastersteine geworfen zu haben? (Das Innenministerium musste diesen Vorwurf ja bekanntlich schnell kassieren und zog sich dann auf Kastanien zurück.)
  • Wurden tatsächlich Kastanien geworfen, oder war es nicht zumindest teilweise so, dass Wasserwerfer Kastanien aus den Bäumen schossen, die dann auf Umstehende fielen? (Ich selbst habe an jenem Tag mehrfach beobachtet, wie Salven in Bäume geschossen wurden.)
  • Hamburger Abendblatt und taz (siehe zum Beispiel http://stuttgart21.blog.de/2010/10/18/hamburger-polizist-gesteht-agent-provocateur-einsaetze-grossdemos-9653324/) berichteten von Polizistenaussagen, dass es bei kritischen Demonstrationen üblich sei, dass Polizisten in Zivil als Provokateure sich unter Demonstranten mischen, um gezielt Gewalttaten zu provozieren oder auszuüben. Was ist an diesen Aussagen dran, und hat es auch in Stuttgart solche Provokateure gegeben? (Ich bin bei solchen Meldungen sonst sehr vorsichtig, aber ich glaube, in diesem Falle sind die Hinweise gewichtig genug, dass ihnen nachgegangen werden muss.)
  • Indiziensammlungen wie http://kopperschlaeger.net/2010/10/stuttgart21-agent-provocateur-im-einsatz/ und http://stuttgart21.blog.de/2010/10/10/nachbetrachtung-agent-provocateur-stuttgart-21-demo-30-9569683/ werfen insbesondere die Frage auf, ob der "Pfeffersprayer", den die Polizei Stuttgart bei ihrer Präsentation als Beispiel für Gewalt aus den Reihen der Demonstranten angeführt hat, in Wahrheit nicht ein solcher Provokateur gewesen sein könnte. Sowohl Ausführung der Aktion sowie die verwendete Ausrüstung liefern dafür Hinweise, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann.
  • Gibt es inzwischen ein Verfahren gegen den Pfeffersprayer oder zumindest eine Anzeige gegen unbekannt? Wird der Fall von der Staatsanwaltschaft verfolgt? Welche anderen Verfahren wurden eröffnet?

Tatsächlich hätte ich wahrscheinlich noch Hunderte anderer Fragen. Sie sehen, die Ereignisse jenes Tages gehen mir immer noch nach. Es geht hier nicht um für oder wider S21 - nein, es geht um Vertrauen in Rechtsstaat und Parlamentarismus. Ich hoffe, dass der Untersuchungsausschuss die Verantwortung für den Einsatz klären und so dazu beitragen kann, mir wieder etwas von diesem Vertrauen zurückzugeben.

Ihnen, Herr Nemeth, danke ich schon jetzt für Ihre Mithilfe bei dieser wichtigen Aufgabe!


Oben bleiben (26 Oct 2010)

Fundstücke zu den Themen Stuttgart 21 und K21.

keins21.jpg

Money, money, money (part one)

Peter Hauk, Vorsitzender der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, gab gestern bei einem Besuch in Hirschberg einen selten offenen Eindruck davon, was er sich wohl unter Gemeinsinn und der verantwortlichen Gestaltung des Gemeinwesens vorstellt.

Ein Bericht von Hardy Prothmann im Hirschberg-Blog zitiert Peter Hauk mit Sätzen wie:

  • “Ob das jetzt zehn oder fünzehn Milliarden kostet, kann Baden-Württemberg wurscht sein.”
  • “Wenn jemand sagt, woanders fehlten die Mittel, in den Schulen, bei der S-Bahn, dann ist das alles Kokolores. Es fehlt überhaupt nichts.”
  • “Als Landespolitiker ist es mir egal, was Stuttgart oder Cannstadt will”

Natürlich reicht das in Sachen finanzpolitischer Leichtfüssigkeit bei weitem nicht an die legendäre Aussage von Michael Conz heran. Stuttgart 21, so verkündete der FDP-Stadtrat im Sommer, könne seinethalben auch eine Billion Euro kosten, und er wäre immer noch dafür.

Tja, wieso eigentlich wird Vertretern der sogenannten bürgerlichen Parteien traditionell eine hohe Wirtschaftskompetenz zugebilligt? Herr Hauk, Herr Conz, wir üben das jetzt nochmal:

  • Erstens: Es gibt auf der Welt nicht beliebig viel Geld. (Es sei denn, Sie lassen's wie weiland in der Hyperinflation der frühen zwanziger Jahre für uns drucken.)
  • Zweitens: Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben. Also beispielsweise entweder für einen Tiefbahnhof oder für einen Busanschluss am Kindergarten.
  • Drittens: Das Kabinett Mappus ist zu zwölft, wenn sich der Ministerpräsident mit seinen Ministern trifft. Dies zur Veranschaulichung des Begriffs der Billion - das ist nämlich eine 1 mit 12 Nullen. (Zur arithmetischen Vollständigkeit sowie zur Kräftigung Ihres Egos dürfen Sie sich gern auch vorstellen, Sie seien diese Nummer 1.)

Mehr dazu:

Money, money, money (part two)

In einer tollen Übersicht zeigt H. Hanslmeier, was an der allzu oft kolportierten Auffassung dran ist, bei Stuttgart 21 handele es sich einerseits um ein Bahnprojekt und andererseits um ein einmaliges Geschenk für Baden-Württemberg. Ausgehend von der offiziellen Kostenaufstellung der Bahn (insgesamt 4.088 Milliarden), ergibt die Analyse folgendes Bild für die Verteilung der Finanzlast:

Summe Prozentual down Träger
18,5 Mio. EUR 0,45 % Landkreis Böblingen
18,5 Mio. EUR 0,45 % Landkreis Esslingen
18,5 Mio. EUR 0,45 % Landkreis Ludwigsburg
18,5 Mio. EUR 0,45 % Landkreis Rems-Murr
1.123 Mio. EUR 27,5 % Stadt Stuttgart
1.229 Mio. EUR 30,1 % Bund
1.344 Mio. EUR 32,9 % Land
318 Mio. EUR 7,8 % Bahn

Ich kopiere die Ergebnisse hier ganz unverschämt, weil die Verbreitung der Analyse so ungeheuer wichtig ist. Ein ganz dickes Lob dafür an H. Hanslmeier.

Ein Bahnprojekt? Kaum, denn die Bahn ist finanziell gesehen mit Abstand der kleinste Anteilseigner des Projekts. Ein Geschenk für Stadt und Land? Allein Land und Kommunen tragen 62.1% der Finanzlast - und der Bund holt sich sein Geld auch von den Bürgern, und zwar aufgrund der Wirtschaftskraft Baden-Württembergs überproportional von eben dort.

Wohlgemerkt, es geht bei der obigen Aufstellung nur um den Tiefbahnhof und dessen Anschluss an die Neubaustrecke nach Ulm, nicht aber die Neubaustrecke selbst. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind der Bau des zweiten Flughafenbahnhofes, Kosten für U-Bahn-Umbauten, sowie die Tatsache, dass die Bahn sich nun seit 16 Jahren im Vorgriff auf den anstehenden Umbau die Instandhaltung des alten Kopfbahnhofes sparen konnte. Alle diese Kosten gehen ebenfalls zu Lasten der Stadt und Land. Berücksichtigt man auch diese Effekte, beginnt man zu verstehen, warum die Bahn mit Zähnen und Klauen um das Projekt kämpft: Es ist für die Bahn eine Gold-Grube.


Oben bleiben (25 Oct 2010)

Fundstücke des Tages zu den Themen Stuttgart 21 und K21.

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Emotionaler Höhepunkt des Tages: Die Auftritte von Urban Priol und Georg Schramm bei der 50. Montagsdemonstration der Kopfbahnhofverteidiger in Stuttgart.

Die Aufzeichnung gibt's unter http://www.ustream.tv/recorded/10418685. Ein Exilunterfranke wie ich kann natürlich eh nicht anders als sich narrisch freuen, wenn "einer von uns" da vorne auf der Bühne steht. Aber es lag dann letztlich nicht an der landsmannschaftlichen Verbundenheit, daß ich mich glänzend amüsiert habe.

Schramm hingegen ist einer, den ich vor den Ereignissen um Stuttgart 21 wohl nicht wirklich verstanden hatte. Heute begreife ich viel besser, wogegen er wettert und warum. Auch sein Auftritt ein Genuß. Ein wenig verdutzt war er wohl, als gegen 19 Uhr mitten in seinem Vortrag der Schwabenstreich einsetzte. Zu seinen Ehren hätte ich das heute auch gerne verschoben - man merkte ihm und Priol an, daß sie gerne in Stuttgart waren. An die Daheimbleiber: Ihr habt was verpaßt cool!

Mehr zum Thema:



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Gestopft voll mit Kopfbahnhofsfreunden war der Nachtzug, der heute abend Stuttgart in Richtung Berlin verlies, wo morgen viele Aktionen stattfinden sollen - ich bin richtig gespannt.

Das Zuglogo keins21_small.png im Bild rechts hebt mindestens ebenso die Laune wie - ich zitiere "BugUser" aus dem Drehscheibe-Forum - die "vorschriftsmäßige Dienst-Ente". (Auf das Bild von M. Möller klicken, um mehr vom Zug zu sehen.)



Oben bleiben (24 Oct 2010)

Fundstücke des Tages zu den Themen Stuttgart 21 und K21.

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Die S21-Gegner rufen immer "Lügenpack" - ja, muss das denn sein?

Diese Recherche von H. Hanslmeier betrifft die Umstände, unter denen der Stuttgarter OB Schuster im Jahre 2007 vorschnell seine Unterschrift unter Verträge mit der Bahn gesetzt hat, um Fakten zu schaffen und ein Bürgerbegehren zu vereiteln.

Aus einem Interview mit Walter Sittler und Wolfgang Schuster (Frankfurter Rundschau, 9. Oktober):

SITTLER: Sie sprechen von der Initiative 2007, als 67000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid gesammelt wurden. Da haben Sie Fakten geschaffen, indem Sie Verträge mit der Bahn unterschrieben haben, obwohl Sie von der Initiative wussten.

SCHUSTER: Ich wusste nichts von dieser Bürgerentscheidsinitiative.

[...]

SCHUSTER: Dass im Jahr 2007 ein Bürgerbegehren vorbereitet wurde, habe ich damals nur gerüchteweise gehört.

Drei Jahre zuvor ereignete sich laut Protokoll der Sitzung des Gemeinderates Stuttgart vom 4.10.2007 folgendes:

Er [StR Wölfle] appelliere an die Mitglieder des Gemeinderats, für einen Bürgerentscheid zu stimmen. ... Von OB Dr. Schuster erwarte er, mit der Unterschrift unter die Ergänzungsvereinbarung zu warten, bis klar ist, ob es zu einem Bürgerentscheid kommt.

Am 5.10.2007, also tags darauf, unterschrieb der OB Schuster die besagte Ergänzungserklärung und türmte damit eine entscheidende juristische Hürde wider das Bürgerbegehren auf.

Wen wundert es also, dass bei so gut wie jeder Demonstration gegen S21 laut "Lügenpack" skandiert wird?

Mehr zum Thema:


Gleisführung im Neckartal

K21, dem Gegenentwurf zu S21, wird immer mal wieder vorgeworfen, dass es eine Streckenführung im Neckartal erfordere, die Anwohner unzumutbar belaste.

Wie die Diskussion unter http://www.parkschuetzer.de/statements/40073 zeigt, wird der Vorwurf schnell zum Bumerang, wenn man nur ein bisschen nach Fakten gräbt. In Tat und Wahrheit stellt sich heraus, dass auch und gerade bei S21 erhebliche Belastungen im Neckartal entstehen. Die der K21-Fanatik ganz sicher unverdächtige Stuttgarter Zeitung schreibt:

Auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung hat das Sprecherbüro von Wolfgang Drexler allerdings eingeräumt, dass im Neckartal auch bei Stuttgart 21 zwei neue Gleise gebaut werden müssen, die dann dicht an Wohnhäuser im Imweg heranrücken. Sie führen in den Tunnel zum Hauptbahnhof und müssen auf 1,2 Kilometern Länge in einem Betontrogbauwerk zwischen der Kreuzung Imweg/Augsburger Straße und den Otto-Hirsch-Brücken in die Bestandsstrecke einfädeln.

In diesem Bereich verlaufen künftig sechs statt heute vier Gleise nebeneinander, so dass die Trasse um mehr als die Hälfte des heutigen Bahnkörpers aufgeweitet werden muss. Die Böschung wird somit zwangsläufig in Richtung der Wohnbebauung verschoben.

Die Bahn selbst spricht in den Unterlagen von einem "erheblichen Eingriff", es komme zu "bauzeitlichen Beeinträchtigungen der Anwohner" durch Lärm und Erschütterungen. Auch später lasse Stuttgart21 in dieser Gegend "Überschreitungen der Immissionsrichtwerte" bei Gebäuden erwarten - "insbesondere im Nachtzeitraum". Auf den neuen Gleisen werden nämlich Güterzüge unterwegs sein.

Deshalb wird an dieser Stelle eine gesetzlich vorgeschriebene 385 Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand errichtet. Dennoch, so heißt es im Planfeststellungsbeschluss, "kann angesichts der deutlichen Grenzwertüberschreitungen beim Neubau der Obertürkheimer Kurve nicht gewährleistet werden, dass die einschlägigen Grenzwerte überall eingehalten werden". Deshalb haben viele Anwohner nicht nur im Imweg, sondern auch in der Augsburger Straße sowie der Bergstaffelstraße Anspruch auf Schallschutzfenster.

Dieses Szenario verwundert insofern, als es der ehemalige Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in Bezug auf die K-21-Idee wegen der dichten Bebauung für ausgeschlossen erachtete, dass der Bau zweier Gleise von der Bevölkerung akzeptiert wird.

Und nun nehmen wir uns alle an der Hand und bilden mit den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung einen Wunderkreis.

Die Pläne übereinandergelegt:


Teufel im Detail

Der Alt-Ministerpräsident von Baden-Württemberg sprach in einem Akt beeindruckender Kirchtumspolitik bei der Kundgebung der S21-Befürworter vom Samstag:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dies ist eine reale Gefahr. Warum? Man kann von Berlin aus nach München an Baden-Württemberg vorbeifahren über Nürnberg, Würzburg, Ingolstadt. Man kann von Hamburg aus an Baden-Württemberg vorbeifahren über Nürnberg, Würzburg, Ingolstadt. Wir aber wollen, dass man nicht an Baden-Württemberg vorbeifährt, sondern dass man von Berlin und Hamburg über Frankfurt, Mannheim, Stuttgart, Ulm fährt!

Unbedingt merken: Zu Weihnachten in einem Akt der tätigen Nächstenliebe dem Herrn Altministerpräsidenten einen Atlas schenken. Und eine Zugfahrkarte nach Wolfratshausen (über "Nürnberg, Würzburg, Ingolstadt"), zum Kaffeekränzchen der visionären Altministerpräsidenten mit Edmund "10 Minuten!" Stoiber.

Mehr dazu:


Präzedenzfall (17 Sep 2010)

Stuttgart 21 und der Gegenentwurf Kopfbahnhof 21 bewegen seit Wochen die Republik. Zu diesem Anlass befand Anfang September Michael Maurer, stellvertretender Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung: "Die Zeitung muss Stellung beziehen".

Diesen fragwürdigen Artikel kommentierte ich online. Nach wenigen Tagen war allerdings mein Kommentar verschwunden, ebenso wie Anmerkungen anderer kritischer Leser. Beim zweiten Versuch, meinen Kommentar online bei der StZ unterzubringen, wurde er erst gar nicht mehr veröffentlicht. Das hinterlässt ein Gschmäckle - aber wozu hat man einen Blog. Hier also eine leicht erweiterte und aufgrund der Berichterstattung seit jenen Richtungsbestimmung auch schärfer formulierte Version meines ursprünglichen Leserbriefes.

"Die Zeitung muss Stellung beziehen" ist (zumindest in der Druckausgabe) als Kommentar gekennzeichnet, doch es hier geht nicht - wie sonst für Kommentare üblich - um die Meinung eines einzelnen Redakteurs. Stattdessen nimmt Herr Maurer für sich in Anspruch, für die gesamte Stuttgarter Zeitung zu sprechen, und plädiert für Stuttgart 21.

Doch eine Zeitung hätte ihre Aufgabe verfehlt, käme sie in einer für ihre Leser wichtigen Frage, wie es Stuttgart 21 zweifellos ist, nicht zu einem eindeutigen Urteil. Sie muss Einordnung bieten, nicht Beliebigkeit, und dies auf der Grundlage der "wahrhaftigen Unterrichtung".

Und weiter:

Die Stuttgarter Zeitung hat schon lange eine klare Haltung zu Stuttgart 21: Wir sehen das Vorhaben positiv, weil wir in dem Ausbau der Schieneninfrastruktur eine große Chance für die Stadt, für die Region und das Land sehen. Zu dieser generellen Einschätzung, die in einer großen und selbstbewussten Redaktion natürlich fast ebenso kontrovers diskutiert wird wie in der Stadt, steht die Stuttgarter Zeitung unverändert.

Damit ist die Katze aus dem Sack. Die Stuttgarter Zeitung macht keinen Hehl mehr aus ihrer Unterstützung für das umstrittene Projekt, und beansprucht darüberhinaus, diese Haltung "schon lange" einzunehmen. Was "schon lange" bedeutet, wird nicht erläutert, aber wenn man die Berichterstattung früherer Jahre berücksichtigt, kann man vermuten, dass diese Grundüberzeugung vor den Massenprotesten entstand. Wohlgemerkt also in einer Zeit, in der so manche wichtigen Fakten über das Projekt noch gar nicht bekannt waren.

Nach dem ersten Überfliegen war meine erste Reaktion: Zwar wäre mir persönlich eine andere Positionierung lieber gewesen, aber es gehört zum demokratischen Diskurs, andere Meinungen anzuhören und auszuhalten. Also fand ich zunächst nicht viel dabei.

Doch mit ein wenig Abstand betrachtet erschien mir die Argumentation immer fadenscheiniger. Wo, Herr Maurer, steht denn geschrieben, daß eine Zeitung eine offizielle Haltung zu einem Thema haben muss? Zitieren Sie nicht in eben jenem Artikel Herbert Riehl-Heyse, den Sie selbst für einen der "bedeutendsten deutschen Journalisten" halten, mit den Worten "Jetzt sitze ich zwischen allen Stühlen, wo Journalisten auch hingehören"?

Und wieso gibt die StZ ausgerechnet zu diesem Thema ein derartiges Plädoyer ab und nicht zu anderen? Ist das nun ein Präzedenzfall? Können wir in Zukunft auch mit offiziellen Empfehlungen im Namen der Stuttgarter Zeitung oder gar des Verlagshauses beispielsweise zum aktuellen Atomstreit rechnen? Oder vielleicht gleich zur Stimmabgabe bei Wahlen zu Landtag und Bundestag?

Undenkbar? Das wäre eine Bevormundung der Leser, die schliesslich schlau und informiert genug seien, um sich ihre eigene Meinung zu bilden?

Eben.

Wohlgemerkt: Ganz und gar nichts habe ich dagegen einzuwenden, wenn ein einzelner Kommentar Flagge zeigt; es würde mich auch nicht stören, wenn die Mehrzahl der Kommentare eine der beiden Seiten im aktuellen Streit stützte, solange nur die tägliche Berichterstattung einer Zeitung umfassend und fair bleibt.

Ich stosse mich aber sehr an dem Versuch, das institutionelle Gewicht eines Zeitungshauses in Form einer offiziellen Empfehlung auszuspielen. Die Chefredaktion gibt Leitlinien vor. Welche Zuversicht kann ich haben, daß S21-Gegner in der Redaktion sich nun nicht freiwillig zurücknehmen und im Zweifel den Konflikt mit der Chefredaktion meiden? Und muss ich nicht vielmehr mit tendenziöser Berichterstattung rechnen? Und in der Tat meine ich diese jüngst erkannt zu haben. Aber selbst wenn ich mich täuschte: Nach diesem Artikel ist mein Vertrauen in die Stuttgarter Zeitung perdu. Nicht nur in der Diskussion um S21, auch bei anderen aktuellen Themen erwarte ich von der StZ nur mehr Regierungstreue.

Wenn ich in Erwiderung des Kommentars ebenfalls eine Empfehlung abgeben dürfte (allerdings ganz inoffiziell und sozusagen nur unter uns): Elegant finde ich die Lösung der ZEIT, die explizit den Meinungsstreit in ihrem Blatt zulässt und sowohl Befürworter als auch Gegner zu Wort kommen lässt.

Natürlich wird Herr Maurer nun sagen, die ZEIT habe damit ihren Auftrag verfehlt. Man wird diesen Vorwurf in Hamburg mit Gelassenheit tragen.


Noch freie Kegeltermine! (19 Sep 2009)

Zu essen gab es in jenem Restaurant kroatisch-serbisch-italienisch-schwäbisches Crossover, und für Unterhaltung war auch gesorgt:

kegeltermine.png


10 on Monday, 100 on Wednesday (02 Sep 2009)

Yesterday, Opera 10 was released, with a lot of interesting features, and so I hit the "Check for Updates" button in my (admittedly really old) v9.01 installation of Opera.

Seems like I should have upgraded immediately after the press release was out, and that by waiting another day I missed a whole slew of additional releases:

opera96.png

Now, that's rapid development! big grin

PS: Yes, I know, this is old hat, but the message still gave me a good chuckle wink


Sightrunning in Milan (12 Jun 2009)

Wherever I travel, at least an hour or two of sightrunning is on top of my to-do list.

While I was in Milan for the European Lisp Symposium recently, I had to spend one of the evenings in Milan preparing my presentation on CoCreate Modeling, and so there wasn't much time left to enjoy the city. But I had my running shoes with me, and so I sneaked out of the hotel for two hours in the evening to marvel at sights such as the magnificent dome, the Galleria Vittorio Emanuele, the Parco Sempione and the Arena Civica, Castello Sforzesco, the Scala, Cimitero Monumentale, the Corso Como, the Brera quarter, or Peck (not much of a sight when closed, though).

Sightrunning is just perfect to get a first impression of a city - next time I'm in Milan, I'll already know my way around and what I want to see more of!


Echt einfach, Alter! (09 Jun 2009)

Spruch des Tages, heute morgen in der S-Bahn gehört: "Das ist doch so einfach wie 1*1 = 2!".


Speeding through the crisis (22 Apr 2009)

That darn ol' MP3 player. Five years old, but still looks cute. Stubbornly refuses to break, too, so no excuse to go out and buy a new one. Which, of course, I wouldn't do anyway these days. You know, the crisis and all - who has the guts to make investments like this now. I mean, a new player could easily cost me as much as 30 euros! wink

So I'm sticking to the old hardware, and it works great, except for one thing: It cannot set bookmarks. Sure, it remembers which file I was playing most recently, but it doesn't know where I was within that file. Without bookmarks, resuming to listen to that podcast of 40 minutes length which I started into the other day is an awkward, painstakingly slow and daunting task.

But then, those years at university studying computer science needed to finally amortize themselves anyway, and so I set out to look for a software solution!

The idea was to preprocess podcasts as follows:

  • Split podcasts into five-minute chunks. This way, I can easily resume from where I left off without a lot of hassle.
  • While I'm at it, speed up the podcast by 15%. Most podcasts have more than enough verbal fluff and uhms and pauses in them, so listening to them in their original speed is, in fact, a waste of time. Of course, I don't want all my podcasts to sound like Mickey Mouse cartoons, of course, so I need to preserve the original pitch.
  • Most of the time, I listen to technical podcasts over el-cheapo headphones in noisy environments like commuter trains, so I don't need no steenkin' 320kbps bitrates, thank you very much.
  • And the whole thing needs to run from the command line so that I can process podcasts in batches.

I found it surprisingly difficult to find the single right tool for the purpose, so after experimenting for a while, I wrote the following bash script which does the job.

#! /bin/bash
#
# Hacked by Claus Brod, 
#   http://www.clausbrod.de/Blog/DefinePrivatePublic20090422SpeedingThroughTheCrisis
#
# prepare podcast for mp3 player:
#  - speed up by 15%
#  - split into small chunks of 5 minutes each
#  - recode in low bitrate
#
# requires:
#  - lame
#  - soundstretch
#  - mp3splt

if [ $# -ne 1 ]
then
  echo Usage: $0 mp3file >&2
  exit 2
fi

bn=`basename "$1"`
bn="${bn%.*}"

lame --priority 0 -S --decode "$1" - | \ 
  soundstretch stdin stdout -tempo=15 | \ 
  lame --priority 0 -S --vbr-new -V 9 - temp.mp3

mp3splt -q -f -t 05.00 -o "${bn}_@n" temp.mp3
rm temp.mp3

The script uses lame, soundstretch and mp3splt for the job, so you'll have to download and install those packages first. On Windows, lame.exe, soundstretch.exe and mp3splt.exe also need to be accessible through PATH.

The script is, of course, absurdly lame with all its hardcoded filenames and parameters and all, and it works for MP3 files only - but it does the job for me, and hopefully it's useful to someone out there as well. Enjoy!


This blog considered illegal (13 Apr 2008)

If you are a C++ programmer, my blog should give you the creeps. Sometimes because of what I write here, I guess - but definitely because of its name. You are not alone. The first time someone told me about that "#define private public" line which he had just found in our codebase, I didn't want to believe that someone actually did that.

But it was oh so true.

If I remember correctly, there was a reason for it - certainly not a good one, but a reason: Some experimental test code needed to access a class member which was declared private, and the author of that code wasn't supposed to change the class under test, or did not have access to it.

This disgusting hack was probably meant as a stopgap solution, but then remained in the code for way too much time - until it was re-discovered and became a part of our local programming folklore. I was actually grateful for this hack - without it, I'd probably still be searching for a name for my blog!

And then, just a few days ago, I came across the following excerpt from the standard for the C++ standard library (ISO/IEC 14882:1998(E), section 17.4.3.1.1):

A translation unit that includes a header shall not contain any macros that define names declared or defined in that header. Nor shall such a translation unit define macros for names lexically identical to keywords.

Good heavens, my blog is cursed upon by the standard! Expelled will I be from the C++ community! Never will I be on a first-name basis with Mr. Stroustrup! What have I done...


Entendämmerung (02 Jan 2008)

Ich bin aufgewachsen mit den Werken von Carl Barks, und auch heute noch halte ich ihnen die Treue. Die Verehrung fuer Carl Barks war so gross, dass ich Mitglied der D.O.N.A.L.D. wurde. Die "Deutsche Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des Lauteren Donaldismus" widmet sich der hinreissend zweckfreien Betrachtung der Barksschen Werke auf so amüsante Weise, dass es mir ganz und gar nichts ausmachte, dass meine Mitgliedsbeiträge bei sympathisch improvisiert wirkenden Maifeiern, Zwischenzeremonien und Kongressen verprasst wurden.

Man lernt in diesem Verein übrigens auch schnell, dass die Republik donaldistisch unterwandert ist: Die geistigen Kinder von Carl Barks und seiner kongenialen deutschen Übersetzerin Erika Fuchs sind längst den Watschelgang durch die Institutionen angetreten. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung beispielsweise ist vollständig in der Hand von Federviehfetischisten. Und auch die Stuttgarter Zeitung veröffentlicht in schöner Unregelmässigkeit Beiträge oder auch nur Bilder mit verdächtig anatidem Hintergrund.

Nicht nur, dass Barks meinen Geschmack für gut erzählte Geschichten geprägt hat, er hat auch meine Berufswahl entscheidend beeinflusst: Der Herr Ingeniör, dem nichts zu schwör war - das war der Held meiner Kindheit.

Und doch bin ich jetzt aus der D.O.N.A.L.D. ausgetreten und habe dazu auch noch mein Abo der Tollsten Geschichten von Donald Duck gekündigt. Ein wenig traurig ist das schon - aber es war denn doch unvermeidlich.

Zum einen habe ich "meinen Barks" inzwischen schon mehrfach beisammen, die Regale biegen sich. Zum anderen aber fiel mir vor einigen Jahren - auf der Suche nach amerikanischen Donald-Duck-Heften - in einen Comicladen in den USA ein Exemplar von "V for Vendetta" in die Hände, eine düstere, provokante, gewalttätige und verwirrende graphic novel von Alan Moore und David Lloyd.

Barks ist seither die Lektüre für die hellen Stimmungen geworden - in den dunklen Zeiten aber versinke ich in den verblüffenden Hirngespinsten von Alan Moore. Oder in Serien wie "Y - The Last Man", in der Brian K. Vaughan seine Hauptfigur in eine Welt setzt, in der er das letzte männliche Wesen ist. Oder DMZ, in dem Manhattan zwischen die Fronten eines Bürgerkriegs gerät. Oder ich grüble über Sin City, in dem Frank Miller so heftig Gewaltphantasien frönt, dass ich immer noch nicht so richtig weiss, ob ich das für gefährlich oder für erstaunlich halten soll...

Alle diese tollen Geschichten sind also hiermit wärmstens empfohlen - aber zumindest im Falle von DMZ und Sin City nur für Leser mit guten Nerven. Und für alle anderen gibt es immer noch die geliebten Vierfingler und Schnabelträger aus Duckburg.


Die Kollegen Könige (21 Mar 2007)

Selbstverherrlichung, so lautete der Vorwurf, und Mißbrauch des Diskussionsforums als Werbeplattform. Ein Totreder sei ich zudem - und einer, der im Forum über andere CAD-Software meckere, "um damit von den eigenen Schwächen abzulenken."

Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß ich diese Vorwürfe wirklich alle und vor allem in dieser Schärfe verdient hatte - aber solch starken Tobak ignoriert man besser auch nicht einfach so. Es traf sich, daß Urlaub angesagt war, und so ließ ich mir zwei Wochen Zeit, um das in Ruhe zu verdauen und zu begrübeln.

Danach nahm ich meinen zumindest zeitweisen Abschied aus dem Forum.

Was war geschehen, und warum dieser Schritt?

Anwender der Software, die wir bei CoCreate entwickeln und verkaufen, treffen sich in allerlei Foren, und in einigen davon bin ich Stammgast - besonders in den deutschen Foren. "Ich arbeite zwar bei CoCreate, aber ich schreibe das in meiner Freizeit und spreche nicht für die Firma" - das war als Signatur in jedem meiner Wortbeiträge zu lesen. Zwar hat CoCreate nichts gegen meine Beteiligung, aber ich war auch nicht im Auftrag der Firma zugange, sondern privat - ich war schlicht neugierig, wie Kunden mit der Software, die ich mitentwickele, umgehen und welche Erfahrungen sie damit machen.

Wie in allen Diskussionsforen, so gab es auch hier ab und an Reibereien. Selten jedoch verspürte ich so viel Gegenwind wie in den letzten Monaten, und zum ersten Mal in über sechs Jahren habe ich nun das Gefühl, daß schon meine bloße Anwesenheit zur Gereiztheit beiträgt.

Warum das? Nun, ich kann nicht in die Köpfe derer hineinsehen, die besonders genervt, zuweilen gar aggressiv auf mich reagiert haben. Aber zwei Spekulationen erlaube ich mir.

Anwender brauchen schnelle Lösungen, Entwickler gründliche

Wenn es im Produkt klemmt, will der Anwender möglichst fix eine Lösung, um weiterarbeiten zu können - selbst wenn die Lösung so hemdsärmlig und kurzlebig wäre, daß sie einem Softwareentwickler Magengrimmen verursacht.

Der Entwickler hingegen hat ein Interesse daran, Schwierigkeiten und Tathergang möglichst vollständig aufzuklären: Was ist der Kern des Problems, und welche Beobachtungen haben damit nichts zu tun? War es vielleicht doch ein Anwenderfehler und wie könnte man den in Zukunft vermeiden? Oder ist es ein Fehler in der Software, und wie kann ich den ohne Nebenwirkungen korrigieren, so daß ich mich später nie mehr darum kümmern muß?

Also fragt der Entwickler vier- oder fünfmal nach den genaueren Umständen, um die Lage zu sondieren und falsche Vermutungen auszuschließen. Naja, jedenfalls tue ich das gerne. Vielleicht habe mir auf diese Weise so nach und nach das "Totreder"-Image eingehandelt.

Kollege Kunde? Wohl doch eher König!

Auch wenn die Umgangsformen im Forum kollegial und locker sind, und auch wenn ich tausendmal betone, daß ich das Forum als Privatmann besuche: Aus Kundensicht stehe ich im Zweifel auf der anderen Seite und hafte für all die kleinen oder großen Probleme mit, die der Anwender mit CoCreate-Produkten oder mit CoCreate selbst hatte oder hat.

Im Forum geäußerter Werkstolz oder auch der Versuch, falschen Behauptungen entgegenzutreten, wird deswegen besonders kritisch beurteilt.

Simple Wahrheiten, denke ich heute - und daß die Vorstellung, mit Kunden feierabends am virtuellen Stammtisch klönen zu können, doch eher naïv war. Und wenn ich noch so darauf beharre, als Privatmann an den Diskussionen teilzunehmen: Das Verhätnis ist und bleibt nun einmal asymmetrisch.

Wäre die Betreuung von Foren offizieller Bestandteil meines Jobs, so müßte ich als beauftragter Vertreter meiner Firma mit Angriffen und Auseinandersetzungen leben - und könnte das dann auch gut, denn ich wäre ja nicht persönlich gemeint, oder zumindest könnte ich mir das plausibel einreden.

Ich war indes privat und aus Spaß an der Freud' dabei. Am Ende war vom Spaß wenig übrig, also hieß es für mich: Loslassen üben! Die deutschen Foren funktionieren schließlich auch ohne mich prima. Sehr wahrscheinlich besser als zuvor.

Bin ich eine Mimose? Gut möglich; ich weiß es nicht. Nur daß mir Auseinandersetzungen im Forum zuweilen die ganze Woche verdorben haben, das weiß ich. Und daß ich das nicht mehr erleben möchte.

Was bedeutet das nun für andere Foren? Dort läuft es besser. Vielleicht liegt es daran, daß dort in Englisch diskutiert wird und der Ton schon deswegen ein anderer ist. Jedenfalls werde ich einstweilen Foren wie das internationale CoCreate-Anwenderforum weiter besuchen.

Und dieser Blog? Und die FAQ-Seiten, die CoCreate-Produkte betreffen? Nun, auf dieser Website trifft sich offenbar ein anderes Publikum: CAD-Administratoren, Angehörige von Partnerfirmen, Programmierer. Diskussionen, die sich hier ergeben, haben in der Tat eher kollegialen Charakter. Ich mache hier also weiter.


Wiedervereinigung (29 Jan 2007)

Vor einem guten Jahr begann das Schisma, heute endet es wieder: Ab jetzt ist jeder Blogeintrag gleich, egal ob er Softwarethemen behandelt (meistens in Englisch) oder nur der allgemeinen Feld-, Wald- und Wiesenjammerei dient (deutsch, wegen der größeren Erdenschwere). Es gibt also nur noch ein öffentliches Weblog.

Im Zuge dieser beherzten Maßnahme wird es auch noch einige Umbenennungen geben, so daß eventuell Verweise notleidend werden. Hinweise sehr willkommen.


Fiddling with my website (26 March 2006)

Just capturing some notes here on stuff which I came across while building and administering my site.

crab.jpg Nothing to see here, please move on.

Statistics

Browser usage on my sites

This is a summary of all registered domains.

Month Mozilla, Firefox IE Other
January 2005 49% 40% 11%
February 2005 39% 46% 15%
March 2005 41% 47% 12%
April 2005 39% 48% 13%
May 2005 41% 49% 10%
June 2005 54% 39% 7%
July 2005 54% 39% 7%
August 2005 24% 65% 11%
September 2005 27% 60% 13%
October 2005 32% 53% 15%
November 2005 32% 56% 12%
December 2005 39% 44% 17%
January 2006 36% 47% 17%
February 2006 34% 49% 17%

Since summer, I have a lot more IE users, probably because I've added a new domain which is dedicated to non-programming interests which caters to a different clientele.

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Qual der Wahl (22 Mar 2006)

Wahlen sind was Feines und Erstrebenswertes, daran kann kein Zweifel bestehen. Ich danke im Stillen dem amerikanischen Präsidenten jeden Tag dafür, daß er möglichst allen Menschen freie Wahlen bescheren will, und müßte er sie dafür bombardieren.

Und dennoch plagen mich in diesen Tagen wieder allerhand hübsche kleine Wahlsorgen.

Nach Schwaben zog ich vor Jahr und Tag, des schnöden Mammons willen, also darf ich nächsten Sonntag auch helfen, gewichtige Entscheidungen darüber zu treffen, wer in den Landtag nach Stuttgart geschickt wird und wer lieber im Weiler verweilen soll. Aber ach, als Auswärtiger tut man sich schwer! Denn der hiesig Verwurzelte hat vermutlich den einen oder anderen Kandidaten vor Jahr und Tag mal beim Richtfest des Duschanbaus der Freiwilligen Feuerwehr am Nebentisch einen Bierhumpen stemmen sehen und sich dabei bewundernd geistig notiert, was für eine schnittige Sonnenbrille der Kandidat da trug. Er kann ihn also nächsten Sonntag für diese Schnittigkeit ruhigen Gewissens wählen. Oder aber er versagt dem Kandidaten seine Stimme ob dessen offensichtlichen Sonnenbrillenfetischismus. Wie auch immer: Keine allzu schwere Abwägung. Für mich hingegen ist guter Rat teuer, wenn überhaupt zu bekommen.

Und dann der Wahltag: Im Wahllokal sitzt das hiesige Dorf- oder Stadtpatriziat und kommt in vorbildlicher Weise seiner staatsbürgerlichen Verantwortung nach. Jeder Wähler, jede Wählerin wird mit Handschlag und Vornamen begrüßt, wenn auch nicht überschwänglich, denn sonst heißt es ja noch, man buhle in letzter Sekunde noch unziemlich um Stimmen. Aber es ist unverkennbar: Man kennt sich.

Auftritt meinereiner, und die Peinlichkeit beginnt: Die Honoratioren sind ja meist vortreffliche Leute, die täglich in ihren Ämtern Hunderte von Wahlbürgern treffen. Schon um nicht als unfreundlich oder vergeßlich dazustehen, lächeln sie verschmitzt und geben nicht klar zu erkennen, daß sie einen noch nie gesehen haben. Und ich wiederum stehe den Mächtigen des Marktfleckens, der Ehrenriege der Gemeinde gegenüber; jeder und jede von ihnen ist bei groß und klein bekannt und beliebt - nur ich habe auch nicht die mindeste Ahnung, mit wem ich's zu tun habe. Ganz bestimmt will ich es mir nicht mit den Lokalmächten verderben; wer kann schon sagen, wann man ihre Hilfe dringend brauchen wird.

Was also tun? Lächle ich tapfer und unbestimmt familiär zurück? Wie lange darf der Augenkontakt sein, bevor der Schwindel auffällt? Sollte ich vor dem Auftritt im Wahllokal nochmals die letzten 20 Ausgaben des Gemeindeblattes studieren und mir Gesichter einprägen, in der Hoffnung, eines zu erkennen und lässig bei der Begrüssung einen Namen fallen zu lassen? Was, wenn es der falsche Name wäre?

Oder begrüße ich stattdessen die Anwesenden in einem möglichst derben auswärtigen Dialekt, um mich klar als Reing'schmeckter zu kennzeichnen und die Situation schon an der Eingangstür zu klären? Hmmm... nicht schlecht, indes: Zwar stamme ich aus Franken und könnte mich daher theoretisch klanglich klar vom lokalen Dialekt absetzen, in der Praxis aber kommt mir meine Dialektunfähigkeit in die Quere, die ich schon so oft verflucht habe: Mehr als eine allgemein süddeutsche Färbung bekomme ich nicht glaubhaft hin, und die ist vom Honoratiorenschwäbisch erst nach einem etwas längeren Wortwechsel klar zu unterscheiden. Wo kriege ich jetzt auf die Schnelle einen Dialekttrainer her?

Oh große Not!


Reimschrift (1.1.2006)

Mark Rosenfelder erfindet in "If English was written like Chinese" glatt mal eine neue Schrift für das Englische: Das römische Alphabet wird kurzerhand ersetzt durch Yingzi, hypothetische englische Entsprechungen der chinesischen hanzi. Das beschreibt Rosenfelder so umwerfend gut, daß man hinterher wirklich zu verstehen glaubt, wie das chinesische Schriftsystem funktioniert. Naja, so ungefähr jedenfalls. Vor allem aber lernt man, daß die chinesische Schrift mit einer ganz eigenen Denkart einhergeht. Es ist schon eine Weile her, daß mich ein Artikel über Sprache so fasziniert hat.


Software-Logbuch (31. Dezember 2005)

Schon seit einer Weile schwanke ich, ob ich meine Einlassungen allgemeiner Natur nicht doch ergänzen sollte um eher klassische Anmerkungen zu Software. Schließlich verdiene ich damit mein Geld, und gelegentlich gäbe es dann doch etwas in diesem Feld zu sagen. So recht will das aber nicht hierher passen, also etabliere ich eine thematische Apartheid: Hie das Vermischte, dort aller Arten Abenteuer von Ajax bis Z-Shell.


Weh-LAN (11. Juni 2005)

Ich besitze einen dieser neumodischen PDAs mit allem Schnickschnack: Bluetooth, WLAN, Massageball zur Entspannung der nach zuviel Tippen und Kritzeln mit dem Griffel verkrampften Finger. Gelegentlich juckt es mich also, mittels dieses Hochtechnologiekonzentrats an gewöhnlichen wie ungewöhnlichen Plätzen nach WLAN-Netzen zu suchen.

In den Gazetten wimmelt es von Wardriving-Reportagen, bei denen regelmäßig herauskommt, daß es im Umkreis von 500 Metern um das jeweilige Redaktionsbüro rauhe Mengen aktiver WLANs gibt, und daß davon glatt die Hälfte sperrangelweit geöffnet ist. Zudem brüstet sich jeder Provider von Rang mit ellenlangen Hotspot-Listen an öffentlichen Plätzen.

So richtig freuen kann ich mich aber noch nicht an diesem Boom. In Ermangelung von Standorten der Fachpresse in der direkten Nachbarschaft gibt es hier meistens auch nicht den Hauch einer Funkregung - auch nicht in meinen Stammkneipen und -restaurants. Zur Verzweiflung gar treibt mich das WLAN am Flughafen Stuttgart. Zwar findet mein PDA dort ein Netz mit dem sehr entspannten Namen any; indes gelange ich nach Verbindungsaufnahme immer nur auf rätselhafte interne Seiten, die von einer Cisco SESM PDA Application raunen - nie aber zum offiziellen Portal, vom dem die Flughafendoku spricht.

Wenn dereinst Google oder Artverwandte einen Flughafen-WLAN-Experten, gerne auch mit schwäbischem Akzent, an die Gestade dieses Blogs spülen sollten: Zu Hülfe!


Erst mal ordentlich Spice hinter die Kiemen! (27. Mai 2005)

Alles spricht von Sternenkriegern, und ich sehe gar nicht ein, warum ich mich da zurückhalten soll:

  • Starwars Origins beschäftigt sich mit Einflüssen und Inspirationen für Star Wars aus Film, Literatur und Kultur.
  • Starkiller hält Originalskripts der Filmserie vor - das erste davon stammt von 1973!

Gerade in den Originalskripts werden so manche Einflüsse besonders deutlich: So wacht die Prinzessin dort auf ihrer Flucht vor dem Imperium nicht etwa über die Pläne für den Todesstern, sondern hütet eine Ladung aura spice - Dune, ick hör Dir trapsen.

Ach ja, aus dem ersten Star-Wars-Skript: "General Skywalker embraces Han Solo, the underground contact. Han is a huge, green skinned monster with no nose and large gills." Der kiemenlose Lungenatmer Harrison Ford war, so denke ich, den meisten Kinobesuchern dann doch die genehmere Besetzung...


Warum Skeptiker aussterben (16. Mai 2005)

BILDblog ist faszinierende Lektüre: Dort werden mit den Mitteln des gesunden Menschenverstandes und einfacher Hintergrundrecherche Geschichten und Totschlagzeilen aus der bewußten Boulevardzeitung auf ihren wahren Kern abgeklopft - wenn es denn einen gibt.

Ein Zitat aus dem Zusammenhang reißen, ein paar relativierende Fakten verschweigen - das reicht schon aus für den Start einer Kampagne à la BILD. Der Rest ergibt sich; die Reaktionen füllen das Blatt für geraume Zeit wie von selbst.

Aber ist vielleicht das Verfahren ein allgemeines und nur die Dreistigkeit der Anwendung BILD-spezifisch? Beispiel: Die Diskussionen um die Kapitalistenkritik von Herrn Müntefering wogten wochenlang in allen Tageszeitungen hin und her. Jede Äußerung zum Thema, egal von wem oder wie geringfügig, wurde zur Nachricht. Freilich nutzte Müntefering den Kampagnenmechanismus für seine Zwecke: Als erfahrener Politiker weiß er, daß er in diesen künstlich aufgeregten Zeiten nur einen kleinen Anlaß liefern muß, um ein Thema über Wochen in der Öffentlichkeit zu halten.

Traurig ist es, wie wenige Leser sich noch fragen, was hinter einer Geschichte steckt und ob das alles so sein kann, wie man es gerade gelesen hat; ob X wirklich Y gesagt hat und in welchem Kontext; und ob die ganze Meldung, bei Licht besehen, nicht einfach belanglos ist. Bevor ich aber die Analyse auch nur beginnen kann, wird schon über Reaktionen berichtet; und lasse ich mich von den Sekundärberichten ablenken, bewege ich mich so schnell von der eigentlichen Nachricht weg, bis sie im Schlachtenlärm untergeht.

Solche Atemlosigkeit ist der Totengräber gesunder Skepsis. Die schnellen elektronischen Medien einschließlich Internet haben viel dazu beigetragen. Aber immerhin ist das Netz auch eine Hoffnung: Nie zuvor gab es so viele Möglichkeiten zur eigenständigen Recherche. Auch Erika Schultze kann heutzutage vom heimischen Wohnzimmer aus BILD widerlegen. Wenn sie nur auf den Gedanken käme - oder sie jemand auf ihn brächte.


Billigware und Beutelfabriken (26. April 2005)

Der Focus titelt diese Woche "Gottes herzlicher Hardliner" und meint den neuen Pontifex. So nahe ich und das Stilmittel des Stabreims uns auch stehen - da runzele ich die Stirn und denke: Was fuer eine bemühte Balkenüberschrift. Folgerichtig wäre es, solchen Unsinn fortzusetzen mit titselseitentauglichen Wendungen wie dem drolligen Dikator, dem kuschligen Killer oder als vorläufigem Höhepunkt der Undenkbarkeiten dem produktiven Programmierer.

Besonders armselig nimmt sich der Focus-Titel just in dieser Woche aus. Gestern starb Erika Fuchs, langjährige Übersetzerin der Micky Maus und insbesondere der Geschichten von Carl Barks, in denen sie mich und viele andere gelehrt hat, was eine Alliteration ist, die sich gewaschen hat. Beispiele des Schaffens einer meiner Heldinnen findet man beispielsweise bei Zippo Zimmermann und in der Barksbase.


Moderatorenadel (25. April 2005)

Da staune ich: Den Besserwissern vom Verein Deutsche Sprache zufolge würde VIVA-Moderatorin Jessica Schwarz in ihrer ersten Amtshandlung als Königin von Deutschland alle Anglizismen abschaffen. Respect. Auch sonst ist der Internetauftritt des VDS unterhaltsam - wenn man wie ich semiprofessionell klugscheisserisch veranlagt ist.

Das erinnert mich daran, daß ich trotzindemstattindesobschon dieses Netztagebuch (wenn man gerade den VDS erwähnt hat, traut man sich es ja kaum noch "Blog" zu nennen) nun schon seit Monaten führe, immer noch keine Hommage an Markus Kavka von der Konkurrenz bei MTV verfaßt habe. Er ist ein Relikt, eine Erinnerung daran, daß Popmusik zwar viel mit Tratsch und Unterhaltung, aber eben nicht nur mit Klingeltönen zu tun hat. Wie dafür geworben wird, hat mir zwar fast jede Freude an MTV und VIVA verdorben; aber vielleicht schaue ich mir dann doch irgendwann einmal eine VIVA-Sendung mit Frau Schwarz an. Jedenfalls wenn sie noch bei VIVA arbeitet - man weiß ja so wenig, und ich bin nun wirklich ein bißchen aus dem Alter heraus, in dem man solche Karrieren verfolgt. Möglicherweise sagt sie dann ja auch noch andere hörenswerte Dinge.


Hertz IV (24. April 2005)

Mein Mobiltelefon ist nicht nur ein Kommunikationswerkzeug, sondern auch eine Beschäftigungsmaßnahme. Das Studium der Telefonrechnung mit ihren vielen lustigen Sparten und Listen kann durchaus einen Abend füllen, wenn man es darauf anlegt. Zuweilen klingelt es auch und eine nette Dame vom Provider bietet mir mal wieder das neueste SMS-Paket oder andere Vertragszusätze an. Die Prüfung dieser Angebote ist ebenso eine Wissenschaft für sich, haben es die Mobilfunkfirmen doch beim Fußnotenquotienten (Anteil der kleingedruckten Fußnoten an der gesamten Druckfläche auf einer A4-Seite) zur wahren Meisterschaft gebracht. Und dann gibt es natürlich auch diverse Ärgernisse - WAP-Browser, die sich immer im falschen Moment nicht verbinden können; Tasten, deren versehentliche Berührung mal schnell eine WAP-Verbindung aufbauen, ohne daß man das wirklich wollte; Meldungen über ausgehenden SMS-Speicher, obwohl das Telefon noch zig MB frei hat. Wenn ich nur noch eine Weile grübelte, fiele mir sicher noch mehr ein, aber wir wollen diesem Teufelsding ja nicht noch mehr Lebenszeit in den Rachen werfen.

Für so gut wie jedes Mobiltelefon gibt es irgendwo da draußen eine pfiffige Anleitung, wie man die Version der Firmware, die der jeweilige Mobilfunkanbieter auf das Telefon vorinstalliert hat, gegen das Original vom Telefonhersteller tauschen und damit so manche Beschränkung aufheben kann. Auch dies eine ABM - wiewohl in diesem Fall eine, die mein Hacker-Karma ganz bestimmt gewaltig aufbessern könnte. Ist man aber eher ein richtig fauler Hacker - so wie ich, jedenfalls wenn man arg begünstigend annimmt, daß ich überhaupt den Ehrentitel Hacker zu tragen berechtigt bin - oder ist man gar schon ein wenig zu arriviert, um sich selber noch mühsam mit Firmware-Flashprogrammen herumzuschlagen, dann läßt man eben hacken: Bei smartmod.de gibt es beispielsweise so einen Service. Ich wünschte, ich hätte diese Geschäftsidee gehabt, und obwohl ich nie dort bestellt und auch sonst nichts mit dieser Firma zu tun habe, ist mir die Idee so sympathisch, daß ich diesem vermutlich jungen Unternehmen gutes Gelingen wünsche.

Da mein Mobiltelefon und ich uns schon bald aus den Augen verlieren werden, weil unsere zwei gemeinsamen Jahre fast vorüber sind, werde ich es wohl nicht mehr umrüsten lassen - aber beim nächsten Telefon kommen ich und smartmod.de vielleicht doch noch ins Geschäft. Aber zuvor steht noch die Aufgabe an, das neue Telefon überhaupt erst einmal auszusuchen. Auch ein aufwändiges Unterfangen. Vielleicht auch das eine Idee fuer die nächste Dienstleistungs-Ich-AG?

PS: "Hertz IV", so stelle ich nun fest, ist als Wortspiel gar nicht mal so geschickt; denn offenbar gibt es selbst nach Jahren der geballten Medienpräsenz des Herrn Hartz und seiner durchnummerierten geistigen Abkömmlinge noch genügend Leute, die ihm seinen Nachnamen nicht wirklich glauben. Google bringt es ans Licht...


Ad fontes (20. April 2005)

Bemerkenswert: Seit Papstbegräbnis und Neuwahl von Benedikt XVI ist Latein wieder in aller Ohren. Phoenix überträgt auf langer Strecke in Latein gehaltene feierliche Messen aus dem Vatikan - und die Überraschung: Es klingt vertraut; die Erinnerung an zahllose Schulstunden kehrt langsam wieder. Allenfalls die Aussprache des c überraschte mich: In der Schule kannte man den guten Julius Cäsar entweder als "Käsar" oder "Tsäsar"; wenn ich meinen Ohren trauen darf, würde man ihn analog zu dem im Vatikan gebrauchten Latein "Tschäsar" nennen, also eine eher italienische Aussprache wählen. Oder irre ich mich gewaltig und habe zwischendurch einfach nur ein paar Brocken Italienisch gehört?

Zur Steigerung könnte man sich ab sofort regelmäßig eine Dosis in Latein gesprochener Nachrichten geben, und zwar bei Radio Bremen. Schön, daß sich das öffentlich-rechtliche Radio gelegentlich doch noch deutlich vom Privatradio abhebt. Hat man heute leider nicht mehr so oft.


Brüder im Geiste (29. Dezember 2004)

Das könnte ein schöner Tag werden. Den Wortspreizern zeigt http://www.deppenleerzeichen.de/, wo der Bindestrich hängt. http://www.einzelhandelspoesie.de/ und http://www.dooden.de/ sind ebenfalls Empfehlungen aus der aktuellen Ausgabe der c't und damit nicht besonders originell, jedenfalls nicht, wenn ich sie hier aufführe. Aber solches Bestreben gilt es zu fördern, also liste ich die Verweise auf diese Projekte, bis deren Google-Ranking durch die Decke geht.


Ich brauche KurzURLaub! (29. Dezember 2004)

Wer schon ein bißchen meine TWiki-Seiten durchstöbert hat, hat sicher bemerkt, daß TWiki-URLs ihre Eigenheiten haben. Statt eines Verweises auf eine statische HTML-Seite bezeichnet eine TWiki-URL den Aufruf von CGI-Scripts mit Parametern:

   http://www.clausbrod.de/Atari                    # typisch "statisch"
   http://www.clausbrod.de/cgi-bin/view.pl/Atari/   # TWikifizierte URL

Ohne Zweifel tippt und merkt sich die erste Form viel leichter. TWiki basiert aber nun einmal auf von CGI-Scripts dynamisch erzeugten HTML-Seiten. Das ist natürlich noch lange kein Grund, mit diesen Interna hausieren zu gehen, indem man solche URLs nach außen gibt, denn so etwas ist definitiv uncool. Aber es zu beheben, ist leider gar nicht so einfach.

Nach einigem Kopfkratzen und Geschraube funktioniert die obige erste URL-Form sogar. Naja, so ein bißchen jedenfalls. Eine kleine Sammlung von RedirectMatch-Anweisungen (Apache-Modul mod_alias) in der passenden .htaccess-Datei macht es möglich, die einfache URL-Form zu verwenden. Die wird dann von RedirectMatch in die Langform verwandelt, und die richtige Seite erscheint. Soweit nicht schlecht, nur: In der URL-Eingabezeile des Browsers erscheint nun wieder die Langform der URL.

Lange URLs

Das liegt, so denke ich, daran, daß RedirectMatch die URL zuerst umformt und dann an den aufrufenden Browser zurückschickt mit dem Vermerk, daß sich die URL geändert hat - worauf der Browser es mit der neuen URL einfach nochmal versucht. (Wer mich bei einer dumpfbackigen Fehlinterpretation erwischt, grätsche hier bitte beherzt dazwischen.) Und das macht die "neue", also lange URL eben wieder sichtbar.

Der nahe Verwandte von RedirectMatch namens ScriptAliasMatch scheint ohne Rekurs zum Client zu funktionieren - aber sobald ich entweder ScriptAlias oder ScriptAliasMatch verwende, schlagen alle Zugriffe auf meine Website mit einem Serverfehler fehl. Das liegt wohl daran, daß ScriptAlias und ScriptAliasMatch nur in der Konfigurationsdatei httpd.conf, aber nicht in .htaccess erlaubt sind. Auf httpd.conf habe ich aber bei meinem Provider (Strato) keinerlei Zugriff, muß mich also mit .htaccess begnügen.

Die einschlägigen TWiki-Tricks zu diesem Thema verweisen meist auf das Apache-Modul mod_rewrite. Zwar setzt Strato auf dem kleinen Stück Server, das ich dort gemietet habe, tatsächlich Apache ein, jedoch ist mod_rewrite dort nicht installiert. Offenbar kann man es auch nicht nachinstallieren, sondern braucht dazu einen eigenen Root-Server - was ich mir vorläufig nicht antun will.

Fürs Erste begnüge ich mich also mit dem bisher Erreichten. Links, die in TWiki-Seiten auftauchen, verweisen ebenfalls auf kurze URLs und werden dann ebenfalls dynamisch umgeleitet; das habe ich mit einer kleinen Änderung in DefaultPlugin erreicht. Und wer weiß, vielleicht inspirieren mich ja die folgenden einschlägigen TWiki-Artikel:

PS: Inzwischen habe ich die Artikel gelesen. Leider keine Lösung darin zu finden.


Quamvis sint sub aqua... (12. November 2004)

... sub aqua maledicere temptant. Onomatopoesie nennt man das vornehm. Von Ovid ist das, und es sind in Frösche verwandelte Bauern, die er hier verspottet. Aber mit meiner von Wikipedia ergänzten Allgemeinbildung protze ich nur, um den Spannungsbogen zu eröffnen für einen der erfreulichsten Links, auf die ich in letzter Zeit gestossen bin:

http://www.google.com/intl/la/

Mein Chef meinte dazu nur: "Vivat, crescat, floreat!" Und hat mich damit schwer beeindruckt.


Moral values (3. November 2004)

Noch immer warten wir auf das endgültige Ergebnis der Wahlen in den USA. Aber es gibt immerhin schon Resultate von Wählerbefragungen, beispielsweise bei CNN - siehe http://www.cnn.com/ELECTION/2004/pages/results/states/US/P/00/epolls.0.html.

Und da gerät man doch ins Staunen. Beispielsweise sind für 22% der Wähler die "moral values" das bestimmende Wahlthema. Damit ist es überhaupt die wichtigste "Sachfrage", also noch vor Wirtschaft und Arbeit (20%), Terrorismus (19%) und Irak (15%).

Eigenartig. War es der Mangel an moralischen Werten, der die Twin Towers hat einstürzen lassen? Haben die liederlichen "liberals" im Lande für das gigantische Haushaltsdefizit gesorgt? Sind die Bestrebungen, homosexuellen Paaren eine bessere rechtliche Absicherung zu erlauben, schuld daran, dass Hunderttausende von Jobs verlorengingen? Hat Marilyn Manson zigtausende von jungen Amerikanern in den Irak geschickt, wo sie nun einer nach dem anderen von Sprengsätzen zerrissen werden?

Offenbar kann und muss ich noch viel über die USA lernen.


George W. Bush und das Internet (30. Oktober 2004)

"Tschortsch Dabbelju" nennen sie ihn jenseits des großen Teichs, und womöglich werden wir noch weitere vier Jahre mit ihm unsere Freude haben. "Dabbelju" also fuer das W. des zweiten Vornamens ("Walker").

Die Amerikaner haben's auch sonst schwer. Wenn unsereins eine URL buchstabiert, ist das umstehende Publikum zwar ob der "Slashes" gelegentlich ein wenig ratlos, doch dafür haben wir das erste URL-Segment ganz fix hinter uns: "wewewe", und was war's.

Unsere angelsächsischen Freunde dabbeln sich hingegen einen ab: "dabbeljudabbeljudabbelju". Dass das gerade in den USA blitzeschnelle als Zeitverschwendung erkannt wird, war klar: Dort hört man nun oft stattdessen "dabbdabbdabb" (sechs Silben weniger, immerhin). Was mich immer zum Schmunzeln bringt, weil es mich ein bißchen an den Spitznamen eines Mathematiklehrers an meinem Gymnasium erinnert - aber auch weil man sich nun vorstellen könnte, dass der dreiundvierzigste Präsident der USA demnaechst in den NBC-Nachrichten mal eben als "George Dabb Bush" angesagt wird.

Dass man sich recht unbeholfen benehmende Zeitgenossen bei uns daheim in Franken gerne "dabbich" nennt, will schon fast zu gut dazu passen.



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